Magazin für Kultur

Kategorie: Rezension Sachbuch (Seite 2 von 3)

Der andere Impressionismus

Inter­na­tionale Druck­graphik von Manet bis Whistler

Dieses her­aus­ra­gende Kat­a­log­buch zur aktuellen Ausstel­lung im Kupfer­stichk­abi­nett Berlin und im Bar­beri­ni Pots­dam (24. Sep­tem­ber 2024 bis 12. Jan­u­ar 2025) begeis­tert weil es mehr bietet als die Ausstel­lung selb­st. Durch die Möglichkeit, diesen Höhep­unk­ten der Grafik-Kun­st ein­er ver­tieften Betra­ch­tung zukom­men zu lassen, gibt es nur in diesem Buch (in den bei­den Ausstel­lun­gen kann man diesen meist kle­in­for­mati­gen Werken nicht näher treten, zudem muss oft stel­len­weise ein Lichtschutz abgenom­men wer­den). Diese Ausstel­lun­gen machen bewusst, dass es auch in der Grafik schon früh impres­sion­is­tis­che Strö­mungen gab (früher als in der ersten Impres­sion­is­ten Ausstel­lung im Jahr 1874, die jet­zt der Anlass für das 150jährige Jubiläum ist). Son­nenaufgänge, Seerosen, far­bige Licht- und Schat­ten­ef­fek­te. Fast jed­er hat eine Vorstel­lung davon, was ein impres­sion­is­tis­ches Bild aus­macht. In der inter­na­tionalen Druck­grafik sind atmo­sphärische Phänomene – von blenden­der Sonne über Regen, Dun­st bis hin zu Smog – gle­ich­falls häu­figer Gegen­stand: Auch Maler­radier­er haben zum Teil direkt vor der Natur und mit der für diesen Stil charak­ter­is­tis­chen Spon­tan­ität Werke von hoher kün­st­lerisch­er Indi­vid­u­al­ität entste­hen lassen, in denen die Welt neu gese­hen wird. Über­ar­beitun­gen machen aus jedem Abzug ein Orig­i­nal.
Das Berlin­er Kupfer­stichk­abi­nett präsen­tiert 110 sel­ten oder nie gezeigte grafis­che Blät­ter von 40 Kün­st­lerin­nen und Kün­stlern, darunter so berühmte Namen wie Édouard Manet, Auguste Renoir, Mary Cas­satt, James Whistler und Less­er Ury. Let­zter­er wird zusam­men mit Anders Zorn und Franz Skarbina schließlich auch noch zum Impres­sion­is­mus gezählt, zeitlich gewagt, aber von der Gestal­tung und Wirkung dur­chaus berechtigt.

Der andere Impres­sion­is­mus – Inter­na­tionale Druck­graphik von Manet bis Whistler, 208 Seit­en, 147 Farb- und 3 sw-Abbil­dun­gen, Michael Imhof Ver­lag, Peters­berg 2024, ISBN: 978–3‑7319–1433‑4 , 29,95 €

Spannende Recherche zum Schicksal eines niederländisch-jüdischen Unternehmers in Sachsen

Die Autoren Hel­la und San­dra Rot­ten­berg sind die Enkel des nieder­ländisch-jüdis­chen Unternehmers Isay Rot­ten­berg. Erst im Jahr 2015 bringt ein Anruf zur Klärung ger­aubten jüdis­ches Eigen­tums die Autoren auf die schließlich erfol­gre­iche Recherche zum außergewöhn­lichen Schick­sal ihres Groß­vaters. Nie­mand in der Fam­i­lie hat­te je etwas von der Fab­rik ihres Groß­vaters in der säch­sis­chen Indus­tri­es­tadt Döbeln erzählt. Die bei­den begeben sich auf eine hart­näck­ige und inten­sive Suche und stoßen in deutschen Archiv­en schließlich auf einen Schatz von Doku­menten, die aufdeck­en, wie der nieder­ländisch-jüdis­che Unternehmer Isay Rot­ten­berg furcht­los dafür kämpfte, sein Unternehmen in Nazi-Deutsch­land zu hal­ten. Isay Rot­ten­berg, ein Unternehmer aus Ams­ter­dam, kauft 1932 im säch­sis­chen Döbeln bei Dres­den die Deutschen Zigar­ren­werke. Mit maschinellen Pro­duk­tion­s­meth­o­d­en saniert er den wirtschaftlich angeschla­ge­nen Groß­be­trieb mit­ten im Drit­ten Reich. Die Konkur­renz untern­immt alles, um dieser Fir­ma zu schaden. Doch solange Isay Rot­ten­berg vie­len Hun­dert Men­schen in schwieri­gen Zeit­en Arbeit gibt, schaf­fen es selb­st einge­fleis­chte Nazis nicht, ihn zu vertreiben. Mit Mut und Behar­rlichkeit kann er bis 1935 durch­hal­ten. Dann allerd­ings kön­nen Konkur­renten mit Unter­stützung der Deutschen Bank nach halt­losen Vor­wür­fen und Inhaftierung des Fir­menin­hab­ers die bedeu­tende Zigar­ren­fab­rik übernehmen (sog. „Arisierung“). Das Buch ver­mit­telt anschaulich Zeit- und Indus­triegeschichte vor Ort, macht nacher­leb­bar wie NS-Ide­olo­gie inner­halb kurz­er Zeit die Gesellschaft beherrschte.

Hel­la und San­dra Rot­ten­berg: Isay Rot­ten­bergs Zigar­ren­fab­rik — Wie ein nieder­ländisch-jüdis­ch­er Unternehmer in Sach­sen den Nazis die Stirn bot, 290 Seit­en, s/w- Abb.en, Dietz Ver­lag, Bonn 2024, ISBN: 9783801206895, 26

Verdienstvolle Würdigung wenig bekannter Architekten

Die Architek­turhis­torik­erin Ulrike Eich­horn leis­tet mit ihren Mono­grafien zum Wirken bekan­nter Architek­ten in Berlin ver­di­en­stvolle Arbeit und wen­det sich jet­zt zusam­men mit dem Autor Klaus Dettmer den weniger bekan­nten Architek­ten zu, die u.a. im Berlin­er Nor­den zahlre­iche Baut­en hin­ter­lassen haben. Dieses han­dliche Buch eignet sich für Architek­tur­rundgänge, führt in die Geschichte der Architek­tur auf dem Weg in die Mod­erne ein und führt in die so unter­schiedlichen Lebenswege u.a. der Architek­ten Paul Baum­garten, Wern­er Issel, Gus­tav Lilien­thal, Eugen Schmohl, Jean Krämer, Her­mann Blanken­stein, Mar­tin Punitzer und Bruno Buch ein (die für Ken­ner der Architek­turgeschichte, ins­beson­dere der Indus­triekul­tur so unbekan­nt nicht sind). Die Einen­gung im Titel auf Reinick­endorf ist etwas irreführend und erschw­ert das weit­ere Bekan­ntwer­den dieser ver­di­en­stvollen Neuer­schei­n­ung, geht es doch um „Schöpfer…, die nicht nur in Reinick­endorf, son­dern in ganz Berlin ihre Spuren hin­ter­ließen und die Stadt maßge­blich gestal­teten.“ (S. 5) – wie die Bezirks­bürg­er­meis­terin richtig in ihrem Gruß­wort schreibt. Grund­lage ist die Lan­des­denkmalliste. Das Buch enthält 16 Biografien und Werkverze­ich­nisse, schließt mit einem bestens recher­chierten Lit­er­aturverze­ich­nis, das sel­ten in einem Region­alar­chitek­tur­führer zu find­en ist.

Ulrike Eichhorn/Klaus Dettmer: Im Schat­ten bekan­nter Baumeis­ter: Auf dem Weg in die Mod­erne in Reinick­endorf, 134 Seit­en, 72 Abbil­dun­gen, 6 Über­sicht­spläne, Soft­cov­er, Edi­tion Eich­horn, Berlin 2024, ISBN 978–3‑759870–62‑9, 19,99 €.

Denis Schecks tiefe Einsichten zum Lesen

Lit­er­aturkri­tik­er Denis Scheck gibt in seinem neuen Buch einen Rück­blick über die SPIEGEL-Best­sellerlis­ten der let­zten 20 Jahre. Man kann sich fra­gen: Welchen Sinn hat das außer Ärg­er über die Verkauf­ser­folge von Büch­ern, die Aus­druck des Mas­sen­geschmacks sind (wie Scheck immer wieder betont)? Tat­säch­lich ist es aber ein reizvoller Rück­blick auf die let­zten 20 Jahre, denn die Best­sellererfolge spiegeln Entwick­lun­gen in der Gesellschaft und immer wieder gelingt aus nicht nachvol­lziehbaren Grün­den guten Büch­ern der Sprung in die Best­sellerlis­ten (das sind dann von Scheck begrün­dete Leseempfehlun­gen). Scheck bre­it­et seine wirk­lich umfassende All­ge­mein­bil­dung aus (wie ist ein so großes Lesevol­u­men zu schaf­fen?), ver­mit­telt inter­es­sante Infor­ma­tio­nen zum Entste­hen von Best­sellerlis­ten, vor allem aber gibt er pro­fund begrün­dete Antworten auf diese Fra­gen: Kön­nen Büch­er Trost spenden? Lesen Büch­er ihre Leser? Kön­nen Büch­er Fre­unde sein? Tau­gen Büch­er als Ther­a­pie? Zählen Geschichts­büch­er zur Lit­er­atur? Was erzählen Büch­er über die Natur? Leben Lesende Länger? Wie verän­dern Büch­er unser Leben? Machen uns Büch­er zu besseren Men­schen? Warum sind so viele Büch­er Krim­is? Sind Büch­er Zeit­maschi­nen? Stiften Büch­er Werte? Sind Büch­er Spiegel oder Fen­ster? Kann man aus Büch­ern lieben ler­nen? Kön­nen Büch­er die Zukun­ft vorher­sagen? Ret­ten Büch­er Leben?

Denis Scheck: Schecks Best­seller Bibel – Schätze und Schund aus 20 Jahren, Piper Ver­lag, München 2024, 432 Seit­en, Hal­bleinen­band, EAN 978–3‑492–07294‑6, 28.00 €.

Der andere Impressionismus

Dieses her­aus­ra­gende Kat­a­log­buch zur aktuellen Ausstel­lung im Kupfer­stichk­abi­nett Berlin und im Bar­beri­ni Pots­dam (24. Sep­tem­ber 2024 bis 12. Jan­u­ar 2025) begeis­tert, weil es mehr bietet als die Ausstel­lung selb­st. Die Möglichkeit, diesen Höhep­unk­ten der Grafik-Kun­st eine ver­tiefte Betra­ch­tung zukom­men zu lassen, gibt es nur in diesem Buch (in den bei­den Ausstel­lun­gen kann man diesen meist kle­in­for­mati­gen Werken nicht näher treten, zudem muss oft stel­len­weise ein Lichtschutz abgenom­men wer­den). Diese Ausstel­lun­gen machen bewusst, dass es auch in der Grafik schon früh impres­sion­is­tis­che Strö­mungen gab (früher als in der ersten Impres­sion­is­ten Ausstel­lung im Jahr 1874, die jet­zt der Anlass für das 150jährige Jubiläum ist). Son­nenaufgänge, Seerosen, far­bige Licht- und Schat­ten­ef­fek­te. Fast jed­er hat eine Vorstel­lung davon, was ein impres­sion­is­tis­ches Bild aus­macht. In der inter­na­tionalen Druck­grafik sind atmo­sphärische Phänomene – von blenden­der Sonne, über Regen, Dun­st, bis hin zu Smog – gle­ich­falls häu­figer Gegen­stand: Auch Maler­radier­er haben zum Teil direkt vor der Natur und mit der für diesen Stil charak­ter­is­tis­chen Spon­tan­ität Werke von hoher kün­st­lerisch­er Indi­vid­u­al­ität entste­hen lassen, in denen die Welt neu gese­hen wird. Über­ar­beitun­gen machen aus jedem Abzug ein Orig­i­nal. Das Berlin­er Kupfer­stichk­abi­nett präsen­tiert 110 sel­ten oder nie gezeigte grafis­che Blät­ter von 40 Kün­st­lerin­nen und Kün­stlern, darunter so berühmte Namen wie Édouard Manet, Auguste Renoir, Mary Cas­satt, James Whistler und Less­er Ury. Let­zter­er wird zusam­men mit Anders Zorn und Franz Skarbina schließlich auch noch zum Impres­sion­is­mus gezählt, zeitlich gewagt, aber von der Gestal­tung und Wirkung dur­chaus berechtigt.

Der andere Impres­sion­is­mus – Inter­na­tionale Druck­graphik von Manet bis Whistler, 208 Seit­en, 147 Farb- und 3 sw-Abbil­dun­gen, Michael Imhof Ver­lag, Peters­berg 2024, ISBN: 978–3‑7319–1433‑4 , 29,95 € .

und Julia Kratzer

Deutschland für Buchverliebte

Eine Reise zu den schön­sten Buch­hand­lun­gen, Bücher­cafés, Anti­quar­i­at­en und mehr

Dieses “mehr”, das der Unter­ti­tel des Buch­es ver­spricht, sind Buch- und Schrift­museen, Bib­lio­theken, Bücher­flohmärk­te und sog­ar Buch­ho­tels. Dieses anre­gende Buch ist eine Art Reise­führer für Bücher­fre­unde, gegliedert nach dem Osten und Nor­den, dem West­en und Süden Deutsch­lands. Jed­er Bücher­fre­und wird darin reizvolle Anre­gun­gen, gar völ­lig über­raschende Ent­deck­un­gen machen. Vor jed­er Reise inner­halb Deutsch­lands emp­fiehlt es sich deshalb, in dieses Buch zu schauen. Es ist auch han­dlich genug, um es auf die Reise mitzunehmen. Sehr schöne Farb­fo­tos ver­führen zum Besuch dieser Bücherorte. Sehr hil­fre­ich wären allerd­ings Adres­sangaben und Infor­ma­tio­nen über die jew­eili­gen Zugangsmöglichkeit­en gewe­sen. So muss doch wieder das Inter­net und kein Buch zu Rate gezo­gen wer­den. Den­noch: ein sehr empfehlenswertes Buch.

Ganz Wald draußen

Die Autoren dieses sehr anre­gend im per­sön­lichen Stil geschriebe­nen Aus­flugs­führer ent­deck­en seit 2018 unter dem Insta­gram-Namen @rediscoverbrandenburg Bran­den­burg gemein­sam. Das jet­zt vorgelegte Buch kon­den­siert diese Erfahrun­gen. Es ist voller Ein­drücke, Erleb­nisse und Anre­gun­gen. Bestechende Farb­fo­tos, ein anre­gen­des Lay­out, hil­fre­iche Ortsin­fos und Karten machen diese Neuer­schei­n­ung zum besten aktuellen Bran­den­burg Aus­flugs­führer. Es ist nach den Jahreszeit­en gegliedert: Früh­ling, Som­mer, Herb­st und Win­ter, für alle Jahreszeit­en gibt dieser Führer lustvolle Anre­gun­gen, von Mikroaben­teuern bis zur Mehrtages­tour: „Ganz Wald draußen“ bietet 28 Aus­flüge nach Bran­den­burg und an den Berlin­er Stad­trand zu magis­chen Orten abseits der bekan­nten Wege. Schon jet­zt freut man sich auf einen bald erscheinen­den Nach­fol­ge­band.

Jas­min Mühlbach, Sil­vio Olme­do-Paasch, Loïc Olme­do: Ganz Wald draußen, zahlre­iche Farbab­bil­dun­gen, Ammi­an Ver­lag, Berlin 2024, 232 Seit­en, 20 €, ISBN: 978–3‑948052–68‑3

Zeit- und Exilgeschichte

Das Schick­sal der Geschwis­ter Old­en

Diese faszinierende Biogra­phie der Geschwis­ter Old­en ste­ht für zahlre­iche andere Schick­sale von bedeu­ten­den Intellek­tuellen, die von der NS-Herrschaft in ein immer neu bedro­ht­es Exilleben ver­trieben wur­den. „Die in ihren per­sön­lichen und poli­tis­chen Anschau­un­gen eng, wenn auch wider­sprüch­lich zueinan­der ste­hen­den Geschwis­ter repräsen­tieren auf außeror­dentliche Weise die europäis­che und amerikanis­che Zeit- und Exilgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhun­derts.“ (S. 7) So beschreibt der Autor im Vor­wort sein Buch tre­f­fend. Grund­lage dieses Werks waren umfan­gre­iche Archivrecherchen. Biographis­ches verbindet sich mit oft nur wenig bekan­nten zeit­geschichtlichen Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen. So wer­den die Kolo­nialver­brechen in Afri­ka und Südameri­ka genau­so beschrieben wie die zahlre­ichen Ent­führun­gen und Auf­tragsmorde der Gestapo im Aus­land (u.a. in der Schweiz und Lon­don 1935). Auch eine inter­es­sante zeit­geschichtliche Facette stellt das Ver­hält­nis Mus­soli­n­is zu Stal­in dar, schon 1933 kam es zu einem Fre­und­schaftsabkom­men zwis­chen den bei­den Dik­ta­toren. Die ital­ienis­chen Faschis­ten bom­bardierten Spanien im Bürg­erkrieg schon vor Guer­ni­ca 1937. Auch ver­mit­telt der Autor bish­er wenig Bekan­ntes zum Wirken des US-Amerikan­ers Var­i­an Fry, dem es unter ständi­ger Bedro­hung gelang, 3000 hochge­fährdete Intellek­tuelle vor dem tödlichen Zugriff der Gestapo und der Vichy-Polizei in Frankre­ich zu ret­ten.

Die Old­en Geschwis­ter kom­men aus ein­er gut­si­tu­ierten und weit verzweigten jüdis­chen Fam­i­lie. Bekan­nt waren sie mit zahlre­ichen Promi­nen­ten aus Kul­tur, Poli­tik und Pub­lizis­tik. Als promi­nente Hit­lergeg­n­er waren die drei Geschwis­ter Old­en gezwun­gen, sofort nach dem Mach­tantritt der Nation­al­sozial­is­ten ins Exil zu gehen.
Balder Old­en (1882–1949), vor 1933 viel­ge­le­sen­er Schrift­steller, ist in den Jahren des Exils in der Tsche­choslowakei, Frankre­ich, Argen­tinien und Uruguay mit fast allen bedeu­ten­den Emi­granten in Europa und Ameri­ka ver­bun­den.
Sein jün­ger­er Brud­er Rudolf Old­en (1885–1940), als freisin­niger Jour­nal­ist und Jurist ein entsch­ieden­er Geg­n­er des aufk­om­menden NS, hat 1931 die Vertei­di­gung von Carl von Ossi­et­zky über­nom­men. Im britis­chen Exil ver­fasst er scharf­sin­nige Analy­sen zur inter­na­tionalen Poli­tik und wid­met sich zahllosen Ret­tungsak­tio­nen von poli­tisch Ver­fol­gten. Er kommt ums Leben, als das Schiff, das ihn nach Kana­da brin­gen sollte, von einem deutschen U‑Boot versenkt wird.

Poeschel, Thomas: Boheme, Revolte und Exil — Die Odyssee der Geschwis­ter Old­en, 382 S., 42 z.T. farb. Abb., geb., Wall­stein Ver­lag, Göt­tin­gen 2024, ISBN 978–3‑8353–5624‑5, 25 €

So wenig Buchstaben und so viel Welt

Hugo Loetsch­er

Der in Deutsch­land rel­a­tiv wenig bekan­nte Schweiz­er Autor Hugo Loetsch­er (1929 – 2009) war mit Roma­nen wie ›Abwäss­er‹ und ›Der Immune‹ erfol­gre­ich. Als Jour­nal­ist (er war lange Chefredak­teur der „Welt­woche“) bereiste er regelmäßig Lateinameri­ka, Südostasien und die USA und war als Gast­dozent an inter­na­tionalen Uni­ver­sitäten tätig. Der Titel der vor­liegen­den Reise-Essays und Reporta­gen stammt aus seinem let­zten Buch „War meine Zeit meine Zeit“. Dieses auto­bi­ografis­che Werk war den Her­aus­ge­bern eine wichtige Inspi­ra­tionsquelle. In ihrem infor­ma­tiv­en Nach­wort schreiben sie tre­f­fend: „Wie kaum ein ander­er deutschsprachiger Schrift­steller sein­er Gen­er­a­tion hat­te sich Loetsch­er das Tal­ent erar­beit­et, die Essenz ein­er Stadt oder Region in einem Text zu erfassen, der zugle­ich tief­sin­nig und unter­halt­sam zu lesen war.“ (S. 462) Beste Beispiele dafür sind seine Berichte aus Kolumien/Cartagena, den Azoren und Puer­to Rico.

Hugo Loetsch­er: So wenig Buch­staben und so viel Welt, Reise-Essays und Reporta­gen, Broschur, 479 Seit­en, Dio­genes Ver­lag, Zürich Mai 2024, ISBN 978–3‑257–07276‑1, 29.00 €

Deutschland — Eine romantische Reise

Dieser her­aus­ra­gende Bild­band zeich­net sich vor allem durch seine ein­drucksvollen Farb­fo­tografien aus: ein Bild ist schön­er als das andere, viele haben die Anmu­tung von Gemälden Cas­par David Friedrichs. Obwohl deshalb der Fotograf Yan­nick Scherthan völ­lig zurecht als Erstau­tor im Titel genan­nt wird, sind auch die Textbeiträge Brit­ta Mentzels ein wichtiger Teil des Ban­des, für einen Bild­band umfan­gre­ich zeigen sie auf wie deutsche Geis­tes­größen durch Land­schaften zu ihren Meis­ter­w­erken inspiri­ert wur­den. Ein Lit­er­aturverze­ich­nis belegt dies eben­so wie auch ein sehr per­sön­lich­es Mak­ing-of des Fotografen „Wenn Poe­sie und Real­ität ver­schmelzen“ und gute Karten tra­gen zur hohen Qual­ität dieses sehr empfehlenswerten Band bei.

Scherthan, Yannick/Mentzel, Brit­ta: “Deutsch­land — Eine roman­tis­che Reise durch unsere schön­sten Land­schaften, 192 Seit­en, ca. 200 Farb­fo­tografien, Fred­erk­ing &Thaler/Bruckmann Ver­lag, München 2024, ISBN: 9783954163991, 45 €

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