Magazin für Kultur

Autor: Jörg Raach (Seite 1 von 2)

Warten auf Susy

Mein afrikanis­ches Leben

Die Autorin, eine Schweiz­er TV-Jour­nal­istin gibt mit ihrem Lebens­bericht einen sehr per­sön­lichen, scho­nungslosen, gar erschüt­tern­den Ein­blick in die südafrikanis­che Leben­sre­al­ität. Heftige Schick­salss­chläge, erlebter Über­fälle, Dro­gen­sucht, falsch­er Män­ner­wahl und Fam­i­lien­dra­men aus den Town­ships treiben die Autorin fast in den Ruin. Der Leser ist fasziniert von ihren span­nen­den Schilderun­gen, erlebt haut­nah mit, wie sich ihre fast immer höchst prob­lema­tis­chen Beziehun­gen zur schwarzen Bevölkerungsmehrheit entwick­eln. Sehr anschaulich wer­den die prekären Lebensver­hält­nisse beschrieben, erleb­bar gemacht. Im Mit­telpunkt ste­ht das neben Kap­stadt beson­ders durch Krim­i­nal­ität belastete Johan­nes­burg, aber Reisen führen die Autorin auch nach Mozam­bique und Sim­bab­we, aus Län­dern aus denen zahlre­iche ille­gale Ein­wan­der­er stam­men. Ein sehr lesenswertes Buch, das man durch den unmit­tel­baren, gar span­nen­den Schreib­stil schnell durch­li­est. Fotografien hät­ten es noch anschaulich­er gemacht.

Cristi­na Kar­rer: Warten auf Susy – Mein afrikanis­ches Leben, 296 Seit­en, Mair­Du­mont Ver­lag, Ost­fildern 2025, ISBN: 9783616035161, 18,95 €

Der Tag an dem sie freikamen

Bewe­gende Geschichte von Frauen, die nach Zwangsar­beit und Todes­marsch ihre Befreiung erlebten

Die Autorin Teréz Rud­noy schildert sehr ein­drucksvoll die Ver­schlep­pung jüdis­ch­er Bevölkerung aus Ungarn 1944, das Lei­den in Auschwitz, die Ver­bringung zur Zwangsar­beit in ein­er Muni­tions­fab­rik, den Todes­marsch nach Bergen-Belsen und schließlich die Befreiung durch amerikanis­che Trup­pen. All dies hat die Autorin selb­st erlebt. 1944 wurde Rud­nóy mit ihren Eltern, ihrem Ehe­mann, ihren bei­den Söh­nen und ihrer Schwest­er nach Auschwitz deportiert. Nur sie und ihre Schwest­er über­lebten. Teréz Rud­nóy war eine der 800 Zwangsar­bei­t­erin­nen im
KZ-Außen­lager Lipp­stadt I. Da sie ihre Lei­dens­geschichte als Roman veröf­fentlichte, auch nicht in Ich-Form berichtet, ist ger­ade dann, wenn es um eine unwahrschein­liche geplante Ver­schwörung im Gefan­genen­lager für SS-Ange­hörige geht, sind Zweifel an der Authen­tiz­ität berechtigt. Das ist schade. Den­noch: dieses Buch ist höchst lesenswert, ger­ade auch was die sprach­liche Präg­nanz anbe­langt.

Teréz Rud­noy: Der Tag an dem sie freika­men, Roman, aus dem Ungarischen und mit einem Nach­wort des Über­set­zers Laca Kor­nitzer, 229 S., geb., Wei­dle im Wall­stein Ver­lag, Göt­tin­gen 2025
ISBN 978–3‑8353–7597‑0, € 24,00

Die Villen des Leipziger Bürgertums

Eine wirk­liche Augen­wei­de

Dieser überzeu­gende Führer zu den prächti­gen Villen in Leipzig macht deut­lich, dass Leipzig neben ein­er Vielzahl ander­er Bau­denkmale einen erstaunlich großen Bestand an im Krieg unz­er­störter und bestens sanierten großbürg­er­lich­er Wohn­baut­en aufweist, mehr als andere deutsche Großstädte. Die bei­den Autoren zählen ca. 500 dieser Bau­typen, über­wiegend in Stil des His­toris­mus und unter Denkmalschutz ste­hend. Die pro­funde architek­turhis­torische Ein­führung zu diesem Buch ver­weist auf den Bedeu­tungswan­del der Villen vom prächti­gen Land­sitz (Pal­la­dios Villen sind das Parade­beispiel) zum großbürg­er­lichen repräsen­ta­tiv­en Wohn­haus erfol­gre­ich­er Geschäft­sleute in und an stadt­na­hen Parkan­la­gen (in Leipzig im Wald­straßen- und Musikvier­tel) und zeigen die Leipziger Beson­der­heit­en hin: „Diese Orte waren zugle­ich Lebens­mit­telpunk­te bedeu­ten­der Leipziger Per­sön­lichkeit­en aus Poli­tik, Wirtschaft, Kul­tur und Wis­senschaft. Leipzig als die führende Stadt der Muster­messe, des Pelzhan­dels, des Buch­han­dels, der poly­graphis­chen Indus­trie und…des Maschi­nen­baus beherbergte eine große Zahl von Män­nern und Frauen, die teils einen europaweit­en Ruf genossen.“ (S. 18) 58 Villen wer­den mit her­vor­ra­gen­den Farb­fo­tos vorgestellt, mit ihre Bau- und Nutzungs­geschichte beschrieben und z. T. mit Plan­ab­bil­dun­gen und Grun­dris­sen ergänzt. Da die beschriebe­nen Baut­en mit Num­mern in einem Stadt­plan auf Seite 157 gekennze­ich­net sind, kann das Buch gut als Führer zu ein­drucksvollen Rundgän­gen genutzt wer­den.

Wolf­gang Hoc­quél / Richard Hüt­tel: Die Villen des Leipziger Bürg­er­tums, Fes­tein­band, 160 Seit­en, 309 Abbil­dun­gen, ISBN 978–3‑95415–157‑8, Pas­sage-Ver­lag, Leipzig 2024, 29 €

Wohin geht die Reise?

Der Mar­co Polo Trendguide 2026


Dieses Buch ist wieder eine äußerst reizvolle Inspi­ra­tion für die Reise­pla­nung 2026: Ein Team aus Trend­forsch­ern und Touris­mu­s­ex­perten hat 40 Reiseziele aus­gewählt, die im näch­sten Jahr beson­ders empfehlenswert sind. Unter den Kri­te­rien „Noch unent­deckt“, „Nach­haltigkeit“, „Neuer Glanz“ und „2026 erleben“ wur­den 15 Ziele im deutschsprachi­gen Raum, 15 Ziele in Europa und 10 weit­ere Ziele weltweit ermit­telt. Dabei sind Klas­sik­er wie Ham­burg oder Salzburg, das Mozarts 270. Geburt­stag feiert, zu find­en, aber auch Ziele, die bish­er eher nicht zu den Hotspot-Reisezie­len gehörten, wie Ulm, Cot­tbus und Regens­burg. In Europa wer­den Städte emp­fohlen, die zurzeit beson­ders reizvoll sind, da sie einen neuen Auf­schwung erfahren. Dazu gehören Birm­ing­ham, Guimarães, die erste por­tugiesis­che Haupt­stadt nördlich von Por­to, Tours und Aarhus sowie Brünn und Trenčín, eine der Europäis­chen Kul­turhaupt­städte 2026.
Weltweit wer­den Ziele wie Malaysia und Sam­bia sowie Städte wie Mon­te­v­ideo und Bris­bane emp­fohlen. Auch gän­zlich unbekan­nte Ziele wie die auf­strebende 32-Mil­lio­nen-Ein­wohn­er-Stadt Chongqing in Chi­na oder das Tauch­paradies Raja Ampat in Indone­sien wer­den als mögliche attrak­tive Reiseziele emp­fohlen.

Wohin geht die Reise? — Der Mar­co Polo Trendguide 2026 192 Seit­en, zahlre­iche Farb­fo­tos, 15 €, Mair­Du­mont Ver­lag, Ost­fildern 2025, ISBN 9783575022356

UNENTDECKT

Eine sehr per­sön­liche Recherche zur peru­anis­chen Fam­i­liengeschichte.

Diese als Roman beze­ich­nete Lebens­geschichte der Peru­aner­in Gabriela Wiener ist sehr pri­vat, schon zu pri­vat: Die ero­tis­chen Erleb­nisse und Ver­hält­nisse sind wed­er faszinierend noch von all­ge­meinem Inter­esse. Auf­schlussre­ich sind hinge­gen die geschilderten Bezüge zu ihrem Urur­groß­vater Charles Wiener, der 1876/77 eine Expe­di­tion nach Peru und Bolivien unter­nahm und darüber in Frankre­ich einen ein­drucksvollen Bericht veröf­fentlichte. Nur seine falsch gewählte Reis­eroute ver­hin­derte, dass er Machu Pic­chu deut­lich vor Hiram Bing­ham wieder ent­deckt hat. Er brachte vier­tausend präkolumbian­is­che Objek­te mit, die noch heute in einem eige­nen Saal im eth­nol­o­gis­chen Musée du quai Bran­ly in Paris gezeigt wer­den. Diese zurecht heute als Grabräu­berei anzuse­hende ange­bliche Forschungsmis­sion und Charles Wiener ten­den­ziell ras­sis­tis­che Attitüde schildert Gabriela Wiener tre­f­fend als Aus­druck der kolo­nial­is­tis­chen Ver­hält­nisse und Ein­stel­lun­gen im 19. Jahrhun­dert.

Gabriela Wiener: Unent­deckt, 192 Seit­en, geb., Kanon Ver­lag, Berlin 2025,ISBN 978–3‑98568–165‑5, 22 €

Die Einstein-Vendetta

Die mitreißende Recherche am Mord der Fam­i­lie von Robert Ein­stein.

Thomas Hard­ing hat wieder ein fes­sel­nde Sach­buch veröf­fentlicht. Wie im „Som­mer­haus am See“, wo das Ferien­haus von Hard­ings jüdis­chen Urgroßel­tern am Groß Glienick­er See bei Berlin Aus­gangspunkt eines Geschichtspanora­ma ist, ist hier der sein­er Fam­i­lie bekan­nte Albert Ein­stein Bezugspunkt. Kurz vor Kriegsende im noch immer unter faschis­tis­ch­er Herrschaft ste­hen­den und von der Wehrma­cht beset­zten Nor­den Ital­iens wurde auf der Suche nach Albert Ein­steins Vet­ter Robert dessen Frau und Töchter von Wehrma­cht­sange­höri­gen ermordet. Robert Ein­stein, der sich ver­steck­en kon­nte, trieb dies in den Selb­st­mord. Vieles deutet darauf hin, dass dieser Mord aus Rache für die Nazigeg­n­er­schaft Albert Ein­steins auf Anweisung der NS-Herrsch­er geschah. Die geschichtlichen Hin­ter­gründe des Anti­semitismus in Ital­ien (schon 1567 gab es die ersten anti­jüdis­chen Geset­ze und Zwangs­ghet­tos) und der Ver­fol­gung der jüdis­chen Bevölkerung im Ital­ien Mus­soli­n­is, der zahlre­ichen Kriegsver­brechen der Wehrma­cht mit Unter­stützung ital­ienis­ch­er Faschis­ten wer­den im Buch gut belegt. Schließlich erzählt Hard­ing mitreißend von der schließlich erfol­glosen Suche nach den Ver­ant­wortlichen der Morde. Zahlre­iche Farb­fo­tos und Karten, auch umfan­gre­iche Anmerkun­gen, schließlich ein Nach­wort zum Ver­lauf der Recherche und poli­tis­chen Einord­nung machen Thomas Hard­ings Buch für den Leser zu einem sehr empfehlenswerten Sach­buch.

Thomas Hard­ing: Die Ein­stein-Vendet­ta — Hitler, Mus­soli­ni und die wahre Geschichte eines Mordes, geb., Hard­cov­er mit Farbab­bil­dun­gen, Jaco­by & Stu­art Ver­lag, Berlin 2025, ISBN 978–3‑96428–293‑4, € [D] 26,00 | € [A] 26,80

Vicki Baum

Aus­gewählte Werke und eine sehr gute Möglichkeit zur Wieder­ent­deck­ung von Vic­ki Baum

Die jet­zt vom Göt­tinger Wall­stein Ver­lag vorgelegte Werkaus­gabe Vic­ki Baum ist Ergeb­nis lit­er­aturhis­torisch­er Forschung. Erstaunlicher­weise wird hier­mit die erste kom­men­tierte Edi­tion wesentlich­er Werke Vic­ki Baums vorgelegt. Sie bieten auf­grund der umfassenden Erläuterun­gen zu den Inhal­ten, zur Entste­hungs- und Rezep­tion­s­geschichte der aus­gewählten Romane einen opti­malen Zugang zur Wieder­ent­deck­ung ein­er der bedeu­tend­sten Autoren des 20. Jahrhun­derts. Der Erfol­gsro­man „Men­schen im Hotel« gilt neben Alfred Döblins Berlin Alexan­der­platz als prä­gen­der Großs­tadtro­man der deutsch-sprachi­gen Lit­er­atur (S. 423). Er ermöglichte Vic­ki Baum zwar die frühzeit­ige Emi­gra­tion und lit­er­arische Kar­riere in den USA, doch neben ihrem Erfol­gsro­man ver­fasste sie noch 27 weit­ere Romane, aber auch Nov­ellen, The­ater­stücke und zahlre­iche Zeitschriften­beiträge.
Die sechs Bände der Werkaus­gabe präsen­tieren die the­ma­tis­che, erzäh­lerische und mehrsprachige Band­bre­ite Baums zwis­chen Wien, Berlin und Hol­ly­wood: von der frühen Nov­el­len­samm­lung »Die andern Tage« (1922/31), den neusach­lichen Ull­stein-Roma­nen »stud. chem. Helene Willfüer« (1928/29) und »Men­schen im Hotel« (1929, ergänzt um den Erst­druck der The­ater­fas­sung von 1930), über den (selbst-)kritischen Film­ro­man »Leben ohne Geheim­nis« (1932) bis zu dem zwis­chen Auto­bi­ografie und Zeit­geschichte ange­siedel­ten Roman »Mar­i­on lebt« (»Mar­i­on Alive«, 1942) und dem 1945 erst­mals auf Deutsch erschiene­nen, kolo­nial­is­muskri­tis­chen Roman »Kautschuk« (»The Weep­ing Wood«, 1943, von Vic­ki Baum als ihr wichtig­ster Roman beze­ich­net) in neuer Über­set­zung.

Die Leser haben durch diese mit Forschungsmit­teln geförderte pub­lizis­tis­che Pio­nier­tat nicht nur die Möglichkeit, Vic­ki Baum neu zu ent­deck­en, son­dern auch, soll­ten schon einzelne Romane vorhan­den sein, die Kom­mentare zu den aus­gewählten Roma­nen im Open-access-Ver­fahren zu lesen.

Zur Einord­nung der Werke Baums sei zudem die sehr gründlich recher­chierte Biogra­phie von Nicole Not­tel­mann („Die Kar­ri­eren der Vic­ki Baum – Eine Biogra­phie“, Köln 2007) emp­fohlen. Vic­ki Baum hat in ihrem let­zten Leben­s­jahr eine Auto­bi­ogra­phie ver­fasst: „Es war alles ganz anders“(1962), die Frag­ment blieb und viel ver­schweigt.

Vic­ki Baum: Aus­gewählte Werke, Her­aus­gegeben von Julia Bertschik und Veroni­ka Hofened­er, 3244 S., 2 Abb., 6 Bände, Leinen, Schmuck­hülse, Wall­stein Ver­lag, Göt­tin­gen, ISBN 978–3‑8353–5861‑4, 128 €

The impossible Journey

Reise zu allen Staat­en der Erde

Eine Reise zu allen Staat­en der Erde und das ohne ein Flugzeug zu benutzen. Das unmöglich geglaubte gelang dem Dänen Thor Ped­er­sen als ersten Men­schen nach ein­er zehn­jähri­gen Odyssee über Land und mit Hil­fe zahlre­ich­er Schiff­s­reisen. Was vier Jahre dauern sollte, hat sich wegen unzäh­liger Vis­aprob­le­men und vor allem durch die Covid-Pan­demie über zehn Jahre hin gezo­gen. Das an sich unsin­nige Reko­rd­denken führte zu vie­len Kurza­ufen­thal­ten nur um Län­der abzuhak­en, aber auch zu höchst inten­siv­en Reiseer­leb­nis­sen, zu Ein­sicht­en über schlimm­ste Lebens­be­din­gun­gen wie beispiel­sweise im von despo­tis­chen, kor­rupten Herrsch­ern geprägte Zen­tralafri­ka, vom Kli­mawan­del bedro­hte Insel­staat­en wie Tuvalu und auch vom effek­tiv organ­isierten Hongkong, in dem Ped­er­sen wegen der Pan­demie zwei Jahre aushar­ren musste. Ped­er­sen berichtet von zahlre­ichem Erleben tiefer Men­schlichkeit: „Wenn wir diese uns alle verbindende Men­schlichkeit nicht erken­nen, laufen wir Gefahr, andere Men­schen auf sim­ple Zahlen zu reduzieren oder sie lediglich als Opfer zu sehen, und dann ver­lieren wir aus dem Blick, was wir gemein­sam haben.“ (S. 109) Er resümiert: „Was als Län­der­pro­jekt begann, wurde zu einem Men­schen­pro­jekt.“ (S. 333) „Meine Fähigkeit zur Empathie ist größer gewor­den, umfassender. (S. 331)

Zahlre­iche Farb­fo­tos im Innen­teil des Buch­es und Karten auf den Umschlags­seit­en machen Ped­er­sens „unmögliche Reise“ für den Leser zudem nachvol­lziehbar.

Thor Ped­er­sen: The impos­si­ble Jour­ney, Karten in den Umschlags­seit­en, Malik Ver­lag, München 2025, ISBN: 9783890296159, Paper­back, 18€

Mythen der Geografie

Acht Irrtümer über die Welt, in der wir leben

Paul Richard­son, Pro­fes­sor für Human­geografie in Birm­ing­ham, stellt vieles in Frage, was unser Wis­sen über Geografie anbe­langt: „Die Mythen, um die es hier geht, sind imag­inäre Geografien: Auf­fas­sun­gen von der Erde, ihren Län­dern, Kon­ti­nen­ten, Gren­zen und Regio­nen, die in den Köpfen von uns allen existieren…wie die Furcht ein­flößen­den Mon­ster, die einst die Land­karten bevölk­erten, spiegeln sie (die Mythen d.V.) nicht immer wider, was dort draußen tat­säch­lich existiert, son­dern unsere Sor­gen, Wün­sche und Äng­ste.“ (S. 11/12) Obwohl der Autor hier eine par­tielle Wahrheit von Mythen andeutet, stellt er acht zen­trale Mythen voll­ständig in Frage. Aber ist unsere Vorstel­lung der Kon­ti­nente falsch — nur weil sie z.T. schw­er abgrenzbar sind? Haben Gren­zen und ihre Befes­ti­gung nicht auch eine Schutz­funk­tion — auch wenn sie nicht lück­en­los sein kön­nen? Hat der Begriff der „Nation“ nicht seine Berech­ti­gung als sprach­lich-men­tale Ein­heit — auch wenn er als poli­tis­ches Kon­strukt erst spät in der his­torischen Entwick­lung ent­stand? Ist die Sou­veränität eines Staates nicht ein berechtigtes Ziel — auch wenn sie zurecht nur begren­zt erre­ich­bar ist bei den aktuellen Her­aus­forderun­gen? Bei all diesen Fra­gen bleibt das Buch eine anre­gende Lek­türe, begrün­det auf dem umfassenden his­torisch-geografis­chen Wis­sen des Autors.

Paul Richard­son: Mythen der Geografie – acht Irrtümer über die Welt, in der wir leben, 320 Seit­en, s/w Abb.en, Hard­cov­er mit Schutzum­schlag, Piper Ver­lag, München 2025, ISBN 978–3‑492–07327‑1, € 22,00

Young Euro Classic 2025

Young Euro Clas­sic Fes­ti­val im Konz­erthaus Berlin

nach dem großen Jubiläum im ver­gan­genen Jahr bietet Young Euro Clas­sic mit den besten Jugen­dorch­estern der Welt wieder das High­light im diesjähri­gen Berlin­er Som­mer. Vom 1. bis 17. August erwartet das Pub­likum im Konz­erthaus Berlin ein vielfältiges Pro­gramm mit 17 Abend­konz­erten und sechs Ensem­bleauftrit­ten. Konz­ert­be­ginn in diesem Jahr: 19.00 Uhr

Der Fokus dieser Fes­ti­valaus­gabe liegt auf Europa als Teil ein­er musikalisch reichen Welt. Jugen­dorch­ester aus Rumänien, Frankre­ich, Schot­t­land, Deutsch­land, der Slowakei und anderen europäis­chen Län­dern präsen­tieren beein­druck­ende Auf­führun­gen. Das Afghan Youth Orches­tra im Exil, das Asyl in Por­tu­gal gefun­den hat, set­zt ein ein­drucksvolles Zeichen für Men­schlichkeit und Resilienz. Junge Diri­gentin­nen prä­gen das Pro­gramm eben­so wie auf­strebende Solist:innen, wie etwa der erst 15-jährige geor­gis­che Pianist Tsotne Zedginidze. Auch Jazz find­et seinen Platz – mit dem Fes­ti­valde­büt des JM Jazz World Orches­tra und dem Bun­des­jaz­zorch­ester.

Der musikalis­che Reich­tum zeigt sich auch im Fes­ti­val im Fes­ti­val „FUTURE NOW — Tomorrow’s Tra­di­tions Today”. Sechs Ensem­bles aus Bolivien, Indone­sien, Afghanistan (im Exil), Indi­en, Gam­bia und der sámis­chen Region inter­pretieren die Musik­tra­di­tio­nen ihrer Heimat, die sie inno­v­a­tiv fortschreiben und weit­er­en­twick­eln.

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