Magazin für Kultur

Autor: Jörg Raach (Seite 4 von 4)

“1923 – Ein deutsches Trauma”

Ein englis­ch­er His­torik­er leis­tet mit diesem Buch etwas was deutsche Autoren bis­lang nicht gelang: sehr anschaulich mit vie­len bish­er wenig beachteten Details angere­ichert ein für Deutsch­land sehr prä­gen­des Jahr zu doku­men­tieren und dabei die Lehren aus dieser für die Demokratie so bedrohlichen Zeit zu ziehen.

Jones verbindet die Mikroebene, das Lei­den der Men­schen, mit der Makroebene, dem Wirken von Regierun­gen. Er benen­nt die Ereignisse im Vor­jahr 1922 (vor allem den Mord an Außen­min­is­ter Rathenau durch Recht­sex­trem­is­ten) und führt uns mit­ten hinein ins Krisen­jahr 1923: in jene Monate, als franzö­sis­che und bel­gis­che Trup­pen das Ruhrge­bi­et beset­zten, dort eine Gewaltherrschaft ausübten und durch die Reak­tion der deutschen Regierung darauf eine galop­pierende Infla­tion aus­lösten. Er leis­tet eine dif­feren­zierte, rel­a­tivierende Darstel­lung des Putschver­suchs Hitlers in München im Novem­ber 1923, stellt die Gefährdun­gen der Demokratie durch Regierungs­beteili­gun­gen der DKP in Sach­sen und Thürin­gen und das Wirken schon recht­sex­trem han­del­nden Regierun­gen in Bay­ern dar, berichtet aber auch von den zahlre­ichen anti­semi­tis­chen Über­grif­f­en, deren Aus­maß wenig bekan­nt ist („Zeitgenossen schätzten, dass sich bis zu 10000 Men­schen an den Auss­chre­itun­gen beteiligt hat­ten“ S. 300). Am Ende des Jahres über­wand das Land die Dauerkrise (Kan­zler Stre­se­mann, auch die verän­derte Hal­tung Großbri­tan­niens waren wesentlich) und erre­ichte sta­bilere Ver­hält­nisse, die Demokrat­en standen schließlich als Sieger da.

Jones resümiert mit Aus­blick auf 2023: „Während des Jubiläums des Weimar­er Krisen­jahres und darüber hin­aus wäre es ein poli­tis­ch­er Fehler, wenn die entschei­dende Lehre der Geschichte nicht gehört würde: Het­zpoli­tik kann nur dann funk­tion­ieren, wenn Gewalt und diskri­m­inierende Reden unges­traft bleiben“ (S. 344)

Jones, Mark: 1923 – Ein deutsches Trau­ma, Hard­cov­er mit Schutzum­schlag, 384 Seit­en, ISBN: 9783549100301 Propy­läen Ver­lag, Berlin 2022, 26 €

100 Jahre Bauhaus — Höhepunkte in Sachsen-Anhalt

Die Eröff­nung des Bauhaus Muse­um Dessau am 8. Sep­tem­ber 2019 ist der Höhep­unkt des Jubiläum­s­jahrs 100 Jahre Bauhaus. Erst­mals ist die Samm­lung der Stiftung Bauhaus Dessau umfassend zu sehen und verbindet das Muse­um als eigen­ständi­ger, zeit­genös­sis­ch­er Ort die Bauhaus­baut­en in Dessau mit dem Stadtzen­trum.

Das Bauhaus Museum Dessau

Im Jahr 2015 hat das Architek­turkollek­tiv adden­da archi­tects aus Barcelona unter 831 Ein­re­ichun­gen den inter­na­tionalen, offe­nen Architek­tur­wet­tbe­werb gewon­nen. Nach ihrem Konzept ist ein trans­par­enten Kor­pus ver­wirk­licht wor­den, der die schwebende Black Box als Ort für die Samm­lung und das Erdgeschoss als Offene Bühne für zeit­genös­sis­che Posi­tio­nen und Wech­se­lausstel­lun­gen umfasst.

Das neue Bauhaus Muse­um © Dr. Jörg Raach

Anre­gend und umfassend präsen­tiert die Ausstel­lung „Utopie und All­t­ag — Ver­suchsstätte Bauhaus. Die Samm­lung“ Architek­turen­twürfe, Gemälde, Fotografien, Möbel, Leucht­en, Tex­tilien, Tape­ten und Schrift­typen. In the­ma­tis­chen Kapiteln zeigt sie, dass das Lehren, Gestal­ten und Bauen am Bauhaus der Verän­derung, Verbesserung und Gestal­tung der Gesellschaft dienen sollte. Anhand von Lehrer-Schüler-Paaren wird beispiel­haft gezeigt, wie wer mit wem konkret zusam­mengear­beit­et hat. So haben Moholy-Nagy mit Mar­i­anne Brandt und Gun­ta Stöl­zl mit Paul Klee sehr eng an gemein­samen Pro­jek­ten zusam­mengear­beit­et.

Wand­be­hang von Gun­ta Stöl­zl © Dr. Jörg Raach

Bauhaus in der DDR

Weniger bekan­nt und in der Ausstel­lung im Teil zur Geschichte der Bauhaus-Rezep­tion inter­es­sant präsen­tiert wird die Wieder­ent­deck­ung des Bauhaus­es in der DDR nach der Ver­fe­mu­ng in der NS-Dik­tatur und der Zeit langer Mis­sach­tung unter der SED-Herrschaft. 145000 Mark für 148 Arbeit­en von Bauhäus­lerin­nen stellte die “Galerie am Sach­sen­platz” in Leipzig der Stadt Dessau am 1. Novem­ber 1976 in Rech­nung. Von Keramik bis Möbel bis zu Feininger- und Klee-Werken, es war eine bunte Mis­chung. Aus­gestellt wur­den diese Objek­te erst­mals im Bauhaus­ge­bäude, das am 4. Dezem­ber 1976 zum 50. Jahrestag des Bauhaus­es als Wis­senschaftlich Kul­turelles Zen­trum in der DDR wieder­eröffnet wurde. Der Ankauf bildete das Fun­da­ment der heute über 49.000 Objek­te zäh­len­den Samm­lung der Stiftung Bauhaus Dessau. Sie ist nach Berlin (wo die über­wiegend auf Gropius zurück­ge­hen­den Bestände ein­er Präsen­ta­tion im erweit­erten Bauhaus-Archiv ab 2023 har­ren!) die weltweit zweit­größte Samm­lung.

Bauhaus-Häuser

Ein Muss beim Besuch Dessaus sind die dort zu sehen­den Bauhaus-Häuser. Die knapp sieben Jahre Dessauer Bauhaus (1925–1932) waren die Hoch­phase der Bauhaus-Architek­tur. Darum befind­en sich die meis­ten Bauhaus­baut­en in Dessau: das Bauhaus- Schul­ge­bäude, die Meis­ter­häuser, die Sied­lung Dessau-Törten, das Korn­haus, Haus Fieger, das Stahlhaus und das Arbeit­samt.

Schulgebäude

Das Bauhaus-Gebäude der Schule wurde 1926 fer­tig gestellt. Ent­wor­fen wurde das Gebäude vom Bauhaus­grün­der Wal­ter Gropius im Auf­trag der Stadt Dessau. Die Pläne ent­standen in seinem pri­vat­en Büro, über eine Architek­turabteilung ver­fügte das Bauhaus erst ab 1927. Die Innenausstat­tung des Gebäudes ent­stand in den Werk­stät­ten der Hochschule. Finanziell unter­stützt wurde das Pro­jekt von der Stadt Dessau, die auch das Grund­stück zur Ver­fü­gung stellte. Heute kön­nen hier bei Führun­gen die restau­ri­erten Werk­stat­träume, die Men­sa, der Fest­saal und das Direk­toren­z­im­mer besichtigt wer­den.

Direk­toren­z­im­mer © Dr. Jörg Raach

Der über­wiegend helle Anstrich des Kom­plex­es bildet einen reizvollen Kon­trast zu den dun­klen Gla­se­in­fas­sun­gen. Im Inneren wird mit unter­schiedlichen Far­ben an tra­gen­den und verklei­den­den Ele­menten die Kon­struk­tion des Baus verdeut­licht. Die Hochschule für Gestal­tung musste 1932 auf Druck der bei Gemein­de­wahlen siegre­ichen Nation­al­sozial­is­ten geschlossen wer­den. Im Krieg trafen Bomben den Kom­plex, die Schä­den repari­erte man zunächst nur not­dürftig. 1972 ist das Gebäude dann unter Denkmalss­chutz gestellt und erst­mals restau­ri­ert wor­den. Eine umfassende Sanierung erfol­gte, nach­dem die UNESCO das Bauhaus­ge­bäude zum Weltkul­turerbe erk­lärt hat­te, sie wurde 2006 abgeschlossen. In rein­sze­nierten Ate­lierz­im­mern des Bauhaus­ge­bäudes kön­nen übri­gens auch Besuch­er über­nacht­en.

Bauhaus­ge­bäude © Dr. Jörg Raach

Meisterhäuser

Par­al­lel zum Bauhaus­ge­bäude wurde Wal­ter Gropius von der Stadt Dessau mit dem Bau von drei bau­gle­ichen Dop­pel­häusern für die Bauhaus­meis­ter und einem Einzel­haus für den Direk­tor beauf­tragt. Errichtet wur­den sie in einem Kiefer­n­wäld­chen in Nähe des Schul­ge­bäudes. Ineinan­der ver­schachtelte, unter­schiedlich hohe kubis­che Kör­p­er geben den Häusern ihre Gestalt. Zur Straße hin wer­den die Dop­pel­häuser von großzügig ver­glas­ten Ate­liers geprägt, an den Seit­en lassen Glas­bän­der Licht in die Trep­pe­naufgänge.

Die Liste der Bewohner­in­nen liest sich wie ein „Who is Who“ der Mod­erne, zu ihnen gehörten neben den drei Direk­toren Wal­ter Gropius, Hannes Mey­er, Lud­wig Mies van der Rohe, Lás­zló Moholy-Nagy und Lyonel Feininger, Georg Muche, Oskar Schlem­mer, Wass­i­ly Kandin­sky und Paul Klee mit ihren Fam­i­lien. Das Direk­toren­haus wurde im Krieg zer­stört, erst vor weni­gen Jahren ist es rekon­stru­iert wor­den, allerd­ings so, dass es als Nach­bau erkennbar bleibt. Gle­ichzeit­ig wurde auch der einzige von Lud­wig Mies van der Rohe in Dessau umge­set­zte Bau wieder­hergestellt. Dabei han­delte es sich um eine Trinkhalle an der Ost­spitze der Sied­lung, die man 1970 abgeris­sen hat­te. Das restliche Ensem­ble der Meis­ter­häuser ist bere­its 1992 umfassend saniert wor­den. Durch seine Far­bigkeit fasziniert beson­ders das ursprünglich von Kandin­sky und Klee bewohnte und malerisch aus­gestal­tete Meis­ter­haus.

Saniertes Meis­ter­haus von Kandin­sky und Klee © Dr. Jörg Raach

Kornhaus

Für die weit­eren Besuche der her­aus­ra­gen­den Bauhaus-Baut­en in Dessau emp­fiehlt sich die Nutzung der Bauhaus-Buslin­ie 10. Der Bus bringt die Besuch­er von den Meis­ter­häusern zum Korn­haus, ein­er Gast­stätte in typ­is­ch­er Bauhaus-Architek­tur mit schö­nen Blick über den Elb­de­ich. Der Name erin­nert an einen his­torischen Getrei­despe­ich­er, der hier bis in die 1870er-Jahre ges­tanden hat­te.

Korn­haus © Dr. Jörg Raach

Das Arbeitsamt und die Siedlung Törten

Der Bauhaus-Bus führt von dort am Gropius-Bau des Dessauer Arbeit­samts (der mit gel­ben Ziegeln verklei­dete Stahlbau ist ein rich­tung­weisendes Beispiel für die funk­tion­al­is­tis­che Architek­tur, kennze­ich­nend ist ein vorge­lagert­er ein­stöck­iger Rund­bau mit gläsernem Shed­dach für den Pub­likumsverkehr) vor­bei in den Süden Dessaus zur Sied­lung Törten. Hier ent­stand 1928 nach Plä­nen Wal­ter Gropius eine Muster­sied­lung mit 314 Häusern, die durch sparsame Bauweise auch Arbeit­ern ein Eigen­heim mit Garten zur Selb­stver­sorgung ermöglichte. Im gle­ich­falls von Gropius ent­wor­fe­nen Kon­sumge­bäude führt eine Ausstel­lung in die Entste­hungs­geschichte der Sied­lung ein. Hier begin­nen auch täglich Führun­gen durch die Sied­lung, in der auch die vom Bauhaus-Direk­tor Hannes Mey­er geplanten fünf Lauben­ganghäuser (90 soge­nan­nte „Volkswoh­nun­gen“, hier ist auch eine Muster­woh­nung zu besichti­gen) und das 1927 fer­tiggestellte Stahlhaus (ein Stahltafel­bau von Georg Muche und Richard Paulick von 1927) zu sehen sind. Noch bis 9. Novem­ber 2019 ist die Freiraum-Ausstel­lung Unsicht­bare Orte in Dessau zu sehen. Sie führt zu Gebäu­den und Plätzen in Dessau, wo Bauhäus­lerin­nen zwis­chen 1925 und 1932 gelebt, gewirkt und gerne ihre Freizeit ver­bracht haben.

Der Einfluss der Bauhausschüler auf das Dessauer Stadtbild

Die Bauhauss­chüler waren in Dessau keine Außen­seit­er. Sie formten das Stadt­bild und prägten das gesellschaftliche Leben (unter anderem auf Bauhaus­festen). Sie gestal­teten Fas­saden und Pavil­lons für Parks, ent­war­fen Wer­be­broschüren und stat­teten Schaufen­ster aus. Mit gut 100 Dessauer Fir­men arbeit­ete das Bauhaus eng zusam­men. Und mit Möbeln und Tex­tilien hielt das Bauhaus auch in das Pri­vatleben viel­er Dessauer Einzug. An dieses nicht mehr Sicht­bare erin­nert diese Freilich­tausstel­lung an 13 im ganzen Stadt­ge­bi­et verteil­ten Bild­bänken, an denen auch über QR-Codes Hörstücke abgerufen wer­den kön­nen.

Ein Höhepunkt: Die Bauhaus-Ausstellung in der Moritzburg in Halle

Der zweite Höhep­unkt in Sach­sen-Anhalt im Jubiläum­s­jahr „100 Jahre Bauhaus“ ist die Ausstel­lung in der Moritzburg Halle: „Bauhaus Meis­ter Mod­erne — Das Come­back“, die vom 29.09.2019 — 12.01.2020 geöffnet ist. Sie vere­int hochkarätige Meis­ter­w­erke aus inter­na­tionalen Samm­lun­gen mit bis­lang sel­ten bzw. noch gar nicht gezeigten Werken aus den Muse­ums­bestän­den. Haupt­teil der Ausstel­lung ist die Rekon­struk­tion der ersten Samm­lung mod­ern­er Kun­st im Kun­st­mu­se­um Moritzburg. Bis zum Jahr 1933 galt diese Samm­lung als eine der führen­den in Deutsch­land für die zeit­genös­sis­che Kun­st – die heutige klas­sis­che Mod­erne. Das hallesche Muse­um wurde damals gle­ich­berechtigt mit der Mod­erne-Samm­lung der Berlin­er Nation­al­ga­lerie im Kro­n­prinzen­palais Unter den Lin­den genan­nt. Auf ein­er Fläche von rund 1.000 qm im 1. Obergeschoss des zen­tralen West­flügels der Moritzburg sind ca. 350 Objek­te der bilden­den und ange­wandten Kun­st zu sehen, die zwis­chen 1908 und 1938 erwor­ben wur­den. In ver­tiefend­en Kabi­net­ten wer­den Gemälde von Lyonel Feininger, Wass­i­ly Kandin­sky, Paul Klee, Georg Muche und Oskar Schlem­mer, jene Maler, die zwis­chen 1919 und 1933 als Meis­ter am Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin lehrten. Unter den aus­gestell­ten Werken befind­en sich zudem Gemälde, Aquarelle und Zeich­nun­gen von Ernst Lud­wig Kirch­n­er, Emil Nolde, Oskar Kokosch­ka, Erich Heck­el, El Lis­sitzky, George Grosz. Zum Teil sind die Lei­h­gaben aus den USA, Europa und Japan erst­mals über­haupt öffentlich zu sehen, zum Teil kehren sie seit den 1970er/80er Jahren erst­mals wieder nach Deutsch­land zurück. Ein­er der Höhep­unk­te der Samm­lungsrekon­struk­tion ist die Wiedervere­ini­gung von 7 der einst 11 Gemälde des Halle-Zyk­lusses von Lyonel Feininger. Zu den 3 Gemälden aus der Muse­umssamm­lung, Rot­er Turm I, Marienkirche mit dem Pfeil und Der Dom in Halle, kom­men hinzu: Am Trödel, Marienkirche I, Rot­er Turm II und Mark­tkirche in Halle. In ein­er attrak­tiv­en Alt­stadtroute lassen sich die his­torischen Per­spek­tiv­en der Feininger-Gemälde via Ste­len­in­fos und Audiowalk mit der heuti­gen Sicht verble­ichen (feininger-halle.de).

Gropius virtuell erleben

Ein beson­deres virtuelles Muse­um­ser­leb­nis bietet die Präsen­ta­tion von Wal­ter Gropius‘ Entwurfs für ein Kul­tur- und Sportzen­trum für Halle, die „Stadtkro­ne“. 1927 nahm Wal­ter Gropius am Architek­tur­wet­tbe­werb der Stadt Halle (Saale) für diese mod­erne „Stadtkro­ne“ teil. Gropius‘ Entwurf wurde mit keinem Preis bedacht. Er war zu visionär und sein­er Zeit voraus. Dieser geplante Baukom­plex wurde nie real­isiert. Dank ein­er Koop­er­a­tion mit dem Stu­di­en­gang Multimedia|VR-Design der Burg Giebichen­stein Kun­sthochschule Halle mith­il­fe mod­ern­er Vir­tu­al-Real­i­ty-Tech­nolo­gie ist erst­mals das Stadtkro­nen-Gelände sowie vor allem das von Wal­ter Gropius ent­wor­fene Kun­st­mu­se­um bege­hbar. In ein­er beein­druck­enden virtuellen Präsen­ta­tion kann Gropius‘ visionär­er Muse­ums­bau mit ein­er Ausstel­lungs­fläche von 3.000 qm durch­schrit­ten wer­den. Im Inneren dieses beispiel­haften Muse­um­spro­jek­tes des Neuen Bauens ent­fal­tet sich die kom­plette Samm­lung der Mod­erne des halleschen Muse­ums, wie sie zum einen bis 1937 bestand und zum anderen mit­tels der orig­i­nalen Werke heute nicht mehr voll­ständig rekon­stru­ier­bar ist. Dafür wur­den nahezu 500 Kunst­werke ges­can­nt, fotografiert und in 3D mod­el­liert sowie in die neuen virtuellen Ausstel­lungsräume inte­gri­ert.

Bauhaus auf Burg Giebichenstein in Halle

Bedeu­tend weit über Halle hin­aus ist die renom­mierte Design- und Kun­sthochschule Burg Giebichen­stein, eine ehe­ma­lige Handw­erk­er­schule, die ab 1915 von Paul Thier­sch nach den Grund­sätzen des Deutschen Werk­bun­des reformiert wurde. Der vom Bauhaus kom­mende Bild­hauer Ger­hard Mar­cks wirk­te hier und schuf die ein­drucksvollen Tier­skulp­turen an der Giebichen­stein­brücke. Für das Neue Bauen sind in Halle weg­weisend: die vom Architek­ten Wal­ter Tuten­berg 1928 errichtete Groß-Garage Süd, sie gehört mit ihren 150 Stellplätzen auf fünf Parkdecks und ihrer damals hochmod­er­nen Aufzugsan­lage zu den ältesten Parkhäusern Deutsch­lands; die Franziskan­erkirche „Zur Heilig­sten Dreieinigkeit“ des Architek­ten Wil­hem Ulrich, eine der ersten Kirchen ohne klas­sis­chen Lang­haus und Kirch­turm, son­dern sech­seck­igem Grun­driss und kup­pelar­tigem Mit­te­lauf­bau.

Bauhaus in Merseburg

Nicht weit von Halle ent­fer­nt bietet die ehe­ma­lige Res­i­den­zs­tadt Merse­burg neben ihrem ein­drucksvollen Schlos­sare­al auch an Neuem Bauen inter­essierten Besuch­ern ein reizvolles Ziel. 2019 wird das Friedrich Zollinger Jahr began­gen. Von 1918 bis 1930 war der Architekt in Merse­burg Stadt­bau­rat und konzip­ierte einen Bebau­ungs­plan für die von Krieg und Woh­nungsnot geze­ich­nete Stadt. Ab 1922 ent­standen unter sein­er Regie zehn neue Stadtvier­tel, die mit Hil­fe sein­er eige­nen­twick­el­ten Bautech­nolo­gie (Schüt­t­be­ton­bauweise und spitz- und rund­bo­gen­för­mige Dachgewölbe aus maschinell vor­pro­duzierten Holzbret­tern) und Beteili­gung der kün­fti­gen Bewohn­er Vor­bild­charak­ter haben. Rundgänge zu den zahlre­ich erhal­te­nen Zollinger-Sied­lun­gen und öffentliche Baut­en wie dem ehe­ma­li­gen Gesund­heit­samt sind über Kul­turhis­torische Muse­um Schloss Merse­burg buch­bar.

Auf den Spuren des niederländischen Königshauses

Die Nieder­lande haben so viel mehr bieten als das von Besuch­ern über­füllte Ams­ter­dam. Reist man auf den Spuren des Haus­es Oranien-Nas­sau durch die Nieder­lande, lernt man nicht nur den Regierungs- und Par­la­mentssitz in Den Haag ken­nen, son­dern ent­deckt auch die beza­ubern­den Städte Bre­da, Delft und Leeuwar­den.

Das Adels­geschlecht Oranien-Nas­sau hat die Nieder­lande als Staat begrün­det und prägt es seit 1815 als Kön­i­gre­ich bis heute. Jed­er Statthal­ter, König und jede Köni­gin hat sich auf seine oder ihre Weise für die Nieder­lande einge­set­zt, beispiel­sweise im Kampf um Frei­heit und Unab­hängigkeit gegenüber Spanien und Frankre­ich, auf den Gebi­eten Kun­st und Kul­tur oder für eine stärkere Ver­bun­den­heit der unter­schiedlichen Lan­desteile. An ver­schiede­nen Orten in Hol­land hat die reiche Geschichte des Haus­es Oranien-Nas­sau ihre Spuren hin­ter­lassen: Paläste, Grab­mäler, his­torische Orte und Denkmäler erzählen die Geschicht­en des königlichen Hol­land.

Ursprünge in Breda

Die ersten Spuren des königlichen Haus­es Oranien-Nas­sau sind in der Stadt Bre­da im Süd­west­en der Nieder­lande zu find­en. Johan­na van Pola­nen aus Bre­da heiratet im Jahr 1403 den Deutschen Engel­brecht I. von Nas­sau-Dil­len­burg. Durch ihren großen Hof­s­taat und ihr Inter­esse für Kul­tur, Kun­st und Handw­erk sorgten die Nas­saus im 15. und 16. Jahrhun­dert für eine blühende Wirtschaft. Als der Sohn Hein­richs III. das Fürsten­tum Oranien in Frankre­ich erbt, wird dieser der erste Fürst von Oranien-Nas­sau. Sein Cousin und Erbe wurde der berühmteste Spross der Bredaer Oranien-Nas­saus: Wil­helm I. von Oranien. Bre­da ist die wichtig­ste Nas­sau-Stadt Hol­lands und deshalb auch eine Stadt mit beein­druck­enden Bau­denkmälern.

Begi­nen­hof in Bre­da

Die Vor­fahren des nieder­ländis­chen Königshaus­es haben aus Bre­da in der Zeit von 1403 bis 1568 eine reiche Stadt mit imposan­ten Gebäu­den gemacht. Auch heutzu­tage beein­druck­en viele Bau­denkmäler wie die Grote Kerk, der Dom im Stil der Bra­ban­ter Gotik von 1420, das Schloss und der idyl­lis­che Begi­nen­hof das Stadt­bild. Vom 97 Meter hohen Turm der Grote Kerk kann der Besuch­er die fan­tastis­che Aus­sicht über diese sehr reizvolle Stadt und Ihr Umland genießen. Im Begi­jn­hof-Muse­um in Haus Num­mer 29 kann der Besuch­er alles über das Leben der Begi­nen Bredas erfahren. Im Stadtschloss, dem Kas­teel von Bre­da lebten mehrere Jahrhun­derte lang die Her­ren von Bre­da. Am Span­jaards­gat, dem „Spanier­loch“ am Schloss soll 1590 die List mit einem Torf­schiff stattge­fun­den haben, mit­tels der­er die Spanis­chen Besatzer aus Bre­da ver­trieben wur­den. Im Laufe der Jahrhun­derte wurde das Gebäude umge­baut und erweit­ert und seit 1826 ist hier die Königliche Mil­itärakademie unterge­bracht. Das Schloss ist deshalb nur im Rah­men ein­er Führung zu besichti­gen, organ­isiert vom Frem­den­verkehrsamt (VVV) Bre­da. Die Fürsten von Nas­sau zogen natür­lich auch andere Adelige an, die sich in Bre­da nieder­ließen, wodurch die zahlre­ichen schö­nen Hofhuizen in der Stadt ent­standen. Diese imposan­ten Gebäude hat­ten als beson­dere Merk­male einen L- oder U‑förmigen Grun­driss mit Innen­hof, Back­ste­in­fas­saden, spät­go­tis­che Trep­pengiebel. Acht dieser Hofhäuser sind in Bre­da noch erhal­ten.

Städtis­che Muse­um Bre­da

Das Städtis­che Muse­um befind­et sich im ehe­ma­li­gen Oude­man­nen­huis (Alt­män­ner­haus), einem der ältesten Gebäude Bredas. Bis 1954 lebten hier ältere Män­ner. Die denkmalgeschützte Fas­sade zeigt Abbil­dun­gen von Thi­js und Geert, zwei der bekan­ntesten Bewohn­er des Oude­man­nen­huis. Die ständi­ge Samm­lung des Stedelijk Muse­um Bre­da erzählt die Geschichte der Stadt. Die Gemälde mit Stad­tan­sicht­en zeigen die Entwick­lung Bredas von ein­er Fes­tungsstadt zur heuti­gen sehr lebendi­gen, attrak­tiv­en Stadt, die neben der Alt­stadt auch stadt­na­he Quartiere bietet, die von namhaften Architek­ten wie Rem Kool­haas gestal­tet wur­den.

Ganz beson­ders reizvoll sind Boots­fahrten rund um die Stadt bis zum 2007 wieder angelegten Stadthafen.

Hafen von Bre­da

Glanzzeiten in Delft

Mit seinen 15 Kilo­me­ter lan­gen Gracht­en ist die beson­ders char­mante Stadt Delft dur­chaus mit Ams­ter­dam ver­gle­ich­bar, allerd­ings ist das Stadt­bild hier weniger pom­pös, zugänglich­er. Die Geschichte der Stadt reicht bis in das Jahr 1075 zurück. 1654 wurde jedoch ein Großteil der mit­te­lal­ter­lichen Stadt durch die Explo­sion des Arse­nals zer­stört. Am Ende des 17. Jahrhun­derts wurde das Zen­trum wieder aufge­baut und sei­ther hat sich in der his­torischen Alt­stadt wenig verän­dert. An den von Bäu­men gesäumten Gracht­en ste­hen noch die kleinen Häuser mit ihren so unter­schiedlichen Fas­saden, der Markt mit dem Renais­sance-Rathaus und der Nieuwe Kerk ist der Mit­telpunkt der Stadt.

Rathaus von Delft

Delft war Geburts- und Wohnort des her­aus­ra­gen­den nieder­ländis­chen Malers Jan Ver­meer (1632 – 1675). An ihn erin­nert mit Hil­fe mod­ern­er Medi­en das Ver­meer Cen­tre Delft, das nach dem his­torischen Vor­bild des früheren St. Lucas Gilde­haus­es der Maler und Kün­stler 2007 erbaut wurde. Besuch­er kön­nen die Gemälde in lebens­großer Ver­größerung sehen, die Arbeitsweise im Ate­lier ergrün­den und die Geschicht­en hin­ter den Gemälden erfahren. Welt­bekan­nt ist Delft auch für sein Steingut, das sich aus der Majoli­ca entwick­elte, die im 16. Jahrhun­dert mit ital­ienis­chen Ein­wan­der­ern in die Nieder­lande kam, vor allem Wand­fliesen ent­standen. Seit dem 17. Jahrhun­dert wird zudem Porzel­lan nach chi­ne­sis­chen Vor­bild hergestellt. In der 1653 gegrün­de­ten Fir­ma Roy­al Delft wird in der orig­i­nalen Fab­rik nach alter Tra­di­tion Keramik im Delfter Blau von Hand pro­duziert, Besuch­er sind willkom­men. — Ab 1572 resi­dierte Wil­helm I. im heuti­gen Prin­sen­hof in Delft, jet­zt Muse­um. Von Delft aus leit­et er erfol­gre­ich den Auf­s­tand gegen die Spanier. 1579 wird die ‚Utrechter Union‘ vere­in­bart und von Wil­helm I. unterze­ich­net, damit ist der Grund­stein für die Nieder­lande gelegt. 1584 wird Wil­helm von Oranien — wegen seinem großen Ein­fluss auf die Gestal­tung eines Lan­des mit dem Titel ‚Vater des Vater­lan­des‘ geehrt — in Delft im Alter von 51 ermordet und in der Neuen Kirche (Nieuwe Kerk) in Delft beige­set­zt. Sei­ther find­en viele Fam­i­lien­mit­glieder des königlichen Haus­es hier ihre let­zte Ruh­estätte. In der Nieuwe Kerk aus dem Jahre 1496 befind­et sich neben der königlichen Gruft der Oranier auch das imposante Mau­soleum Wil­helms von Oranien. Die Alte Kirche (Oude Kerk) mit ihrem charak­ter­is­tis­chen schiefen Turm wurde 1240 erbaut. Beson­ders sehenswert sind die reich verzierte Kanzel aus dem Jahr 1548 und die 27 Glas­malfen­ster.

Residenzstadt Den Haag

Seit dem 16. Jahrhun­dert ist Den Haag die Hof­s­tadt der Nieder­lande. Prinz Moritz, ein­er der Söhne von Wil­helm von Oranien, ließ sich am Bin­nen­hof nieder, ent­standen aus einem Jagdschluss der Grafen von Hol­land aus dem 13. Jahrhun­dert und heutiges Par­la­ments- und Regierungs­ge­bäude. Der Hofvi­jver (Schloss­wei­her) liegt unmit­tel­bar neben dem Bin­nehof und dem Toren­t­je (Türm­chen) mit dem Arbeit­sz­im­mer des Min­is­ter­präsi­den­ten. Das Besucherzen­trum von ProDemos organ­isiert Führun­gen durch den Rit­ter­saal und die Erste und Zweite Kam­mer des Par­la­ments. Das Mau­rit­shuis in unmit­tel­bar­er Nach­barschaft ist seit 1822 die Königliche Gemälde­ga­lerie und umfasst fast auss­chließlich Meis­ter­w­erke großer Kün­stler wie “Das Mäd­chen mit dem Per­lenohrring“ von Ver­meer oder die „Anatomi­es­tunde“ von Rem­brandt. Die Präsen­ta­tion in den ele­gan­ten Räu­men macht es zu einem der schön­sten Museen der Nieder­lande. Gle­ich­falls sehr beein­druck­end ist M. C. Esch­er Muse­um im Win­ter­palast der früheren Köni­gin Emma an der Lange Voorhout, der mit zahlre­ichen prächti­gen Gebäu­den gesäumten Lin­de­nallee in Herzen der Stadt. Zahlre­iche Werke M. C. Esch­ers, der nieder­ländis­che Kün­stler aus dem 20. Jahrhun­dert, der mit seinem Spiel mit der Per­spek­tive welt­bekan­nt wurde, wer­den in diesem Adelspalais ver­größert mul­ti­me­di­al präsen­tiert – sehr ein­drucksvoll.

Bin­nen­hof in Den Haag

Seit mehr als vier Jahrhun­derten leben Statthal­ter und später Könige und König­in­nen nahezu ohne Unter­brechung in Den Haag. Sie haben der Stadt und ihrer Umge­bung ihren Stem­pel aufge­drückt. Das Paleis Noordeinde, ein klas­sizis­tis­ches Palais aus dem Jahr 1640, ist seit Willem V. (1748 ‑1806) im Besitz der Fürsten von Oran­je, es dient heute dem König als Arbeitspalais, der umgebende Park ist der Öffentlichkeit zugänglich. Ein beson­deres Erleb­nis ist die Besich­ti­gung des Königlichen Warte­saals im Bahn­hof­s­ge­bäude Den Haag Hol­lands Spoor aus dem 19. Jahrhun­dert. Bedeu­tende königliche Tra­di­tio­nen wer­den nach wie vor in Ehren gehal­ten, wie der Prin­sjes­dag im Sep­tem­ber, an dem König Willem-Alexan­der mit der gold­e­nen Kutsche vom Palast Noordeinde zur Thronrede im Rit­ter­saal des Par­la­ments fährt. Das imposante Gebäude des Friedenspalasts aus dem Jahr 1913 ist heute Sitz des Inter­na­tionalen Gericht­shof und des Ständi­gen Schieds­gerichts. Neben Führun­gen informieren eine inter­ak­tive Ausstel­lung im Besucherzen­trum über die Geschichte des Friedenspalastes. Der Vorstel­lung, dass es sich um Den Haag um einen ruhi­gen Regierungssitz han­delt, ste­ht die Real­ität gegenüber, dass Den Haag nach Ams­ter­dam und Rot­ter­dam die drittgrößte Stadt der Nieder­lande ist, die von ein­er Sky­line von Min­is­teri­ums-Hochhäusern geprägt wird. Zudem ist Den Haag mit seinem Stadt­teil Schevenin­gen eine Stadt am Meer mit ein­laden­den Sand­strän­den, ein­er Dünen­land­schaft, Wäldern und Parks. Schevenin­gen erre­icht man in 15 Minuten mit der Straßen­bahn vom Zen­trum Den Haags aus, neben der Natur­land­schaft bietet es mit ein­er Pier­an­lage und dem imposan­ten Kurhaus im Empirestil, jet­zt ein Luxu­shotel, See­bad-Atmo­sphäre.

Leeuwarden — Kulturhauptstadt mit Geschichte

Auch in Leeuwar­den, die Haupt­stadt Fries­lands und Kul­turhaupt­stadt Europas 2018, sind zahlre­iche Bezüge zum Haus Oranien-Nas­sau nach­weis­bar. Hier befand sich die Res­i­denz des friesis­chen Zweiges der Nas­sauer (1584 – 1747). Leeuwar­den hat eine schöne von einem Gracht­engür­tel umgebene Alt­stadt mit his­torischen Rathaus. Im Rathaus beein­druckt der majestätis­che Oran­jeza­al. Wahrze­ichen ist der schiefe Turm Old­e­hove, ein 120 Meter hoher Kirch­turm, der sich schon währen­des Baus ab 1529 wegen des sandi­gen Bau­grunds zur Seite neigte. Er ist allerd­ings stand­fest und kann über 183 Stufen bestiegen wer­den. Leeuwar­den lohnt den Besuch aber vor allem auch wegen sein­er bei­den bedeu­ten­den Museen, dem Porzel­lan­mu­se­um im Prin­sen­hof und dem Friesis­chen Muse­um.

Fries Muse­um in Leeuwar­den

Die Samm­lung des Friesis­chen Muse­ums erzählt die Geschichte Fries­lands und sein­er Men­schen anhand von Objek­ten, sel­te­nen archäol­o­gis­chen Fun­den bis hin zur mod­er­nen Kun­st, von den Tage­büch­ern der Tänz­erin Mata Hari, die in Leeuwar­den aufwuchs, bis hin zu ein­drucksvollen Gemälden von Sir Lawrence Alma-Tade­ma und Ger­rit Ben­ner. Ben­ners Land­schaften brin­gen das Herz und die Seele Fries­lands beson­ders gut zum Aus­druck. Mit ihren charak­ter­is­tis­chen niedri­gen Hor­i­zon­ten, die sich ins Unendliche zu erstreck­en scheinen, weck­en seine Gemälde eine melan­cholis­che Sicht auf die Region und ihre Men­schen. Auch das mod­erne Gebäude des Muse­ums bleibt seinen Wurzeln treu. Der präg­nante, offen gestal­tete Bau wurde von Hubert-Jan Hen­ket ent­wor­fen, Das Gebäude hat ein riesiges, 25 Meter hohes Vor­dach, das von Stahl- und Holzsäulen getra­gen wird, und eine beein­druck­ende Glas­fas­sade. Das Keramik­mu­se­um Princesse­hof, ein Palais aus dem 18. Jahrhun­dert, Wohn­sitz der Regentin Maria Louise und 1898 auch Geburt­sort des welt­bekan­nten Kün­stlers M. C. Esch­er, lässt den Besuch­er in die Welt der Keramik ein­tauchen. Die dor­ti­gen Ausstel­lun­gen gehen auf eine Schenkung des Samm­lers Nanne Ottema zurück und repräsen­tieren Keramik in allen For­men und Größen von 2800 v. Chr. bis ins 20. Jahrhun­dert. Auch zwei Hotels in beson­deren Gebäu­den machen Leeuwar­den zusät­zlich attrak­tiv: Das Post-Plaza Hotel & Grand Café liegt im Stadtzen­trum von Leeuwar­den.

Post-Plaza Hotel & Grand Café

Nach der Ren­ovierung und Restau­rierung des Post­ge­bäudes von 1904 hat sich das Post-Plaza Hotel & Grand Café in einen Ort mit einem his­torischen Ambi­ente ver­wan­delt. Die Hotelz­im­mer befind­en sich im alten Post­amt und in der angren­zen­den alten Grata­ma Bank. Bei­de Stan­dorte sind über eine Glas­brücke ver­bun­den. Ein­drucksvoll ist das Café und Restau­rant in der hohen ehe­ma­li­gen Schal­ter­halle, das die volle Höhe des Gebäudes füllt und von ein­er zier­lichen, von der englis­chen Spät­gotik inspiri­erten Dachkon­struk­tion überspan­nt wird. Hier wird nicht nur für die Hotel­gäste selb­st gerösteter Kaf­fee und Craft-Bier ein­er Haus­marke geboten. Im gle­ich­falls auch City-nah gele­ge­nen ehe­ma­li­gen Gefäng­nis­ge­bäude aus der zweit­en Hälfte des 19. Jahrhun­derts sind das Ali­bi Hos­tel Leeuwar­den (unter­schiedlich große Zim­mer mit mod­ernem Kom­fort und ursprünglich­er Atmo­sphäre), ein Restau­rant, die Stadt­bib­lio­thek und zahlre­iche Kün­stler­ate­liers unterge­bracht.

Quelle/Fotonachweis: Nieder­ländis­ches Büro für Touris­mus & Con­ven­tion, www.holland.com /Jörg Raach

Kunst und Kultur in Sachsen-Anhalt

Eine Reise nach Sach­sen-Anhalt lohnt sich in diesem Jahr beson­ders. Das 100-jährige Jubiläum der Bauhaus-Grün­dung ist Anlass zur Präsen­ta­tion ein­er Vielfalt von Baut­en der Mod­erne. Von den ca. 100 Zie­len der „Grand Tour der Mod­erne“, einem bun­desweit­en Net­zw­erk her­aus­ra­gen­der Bauw­erke der Mod­erne, liegen 39 in Sach­sen-Anhalt.

Magdeburg — Bauhaus inmitten historischer Mauern

Rich­tungsweisende Architek­tur der Bauhaus-Ära inmit­ten his­torisch­er Mauern in ein­er der ältesten Städte Deutsch­lands – das gibt es vor allem in Magde­burg. Seit dem Mit­te­lal­ter zählt die Stadt zu den Vor­re­it­ern. Hier hat schon 968 der erste deutsche Kaiser, Otto der Große, seine prächtige Lieblingsp­falz errichtet. Er machte die Stadt zum Mit­telpunkt der poli­tis­chen Herrschaft und ließ den kolos­salen Magde­burg­er Dom erbauen. Im 12. Jahrhun­dert wurde hier eines der ersten Stadtrechte Europas geschrieben.

Her­mann-Beims-Sied­lung © Magde­burg Mar­ket­ing, Con­rad Engel­hardt

Rund 700 Jahre später waren die Magde­burg­er wieder die Ersten. Mit der Her­mann-Beims-Sied­lung ist in den 1920er Jahren die erste deutsche Großsied­lung der Mod­erne ent­standen. Vielfältige Fas­saden­far­ben, licht­durch­flutete Räume und Frischluftschneisen waren die Maxime der dama­li­gen Architek­ten. In ein­er his­torisch möblierten Gästewoh­nung in der Beimsstraße kön­nen sich Gäste übri­gens ein­mi­eten (Buchung unter gs-sued@wobau-magdeburg.de).

Albin­müller­turm © Magde­burg Mar­ket­ing, www.magdeburger-platte.de

Magde­burg wurde zum Zen­trum inno­v­a­tiv­er Städte­bauer und Kün­stler. In reko­rd­verdächti­gen viere­in­halb Monat­en wuchs hier für die Deutsche The­at­er­ausstel­lung 1927 die Stadthalle in Stahlskelet­tbauweise in die Höhe. Unmit­tel­bar daneben ragt der Albin­müller-Turm als eines der Wahrze­ichen Magde­burgs in die Höhe. Die Gestal­tung des Turms des Architek­ten Albin Müller nimmt die Ideen ein­er Glas- und Lichtar­chitek­tur des in Magde­burg als Stadt­plan­er täti­gen Bruno Tauts auf. Vom Turm hat der Besuch­er einen ein­drucksvollen Blick auf Magde­burg mit seinem her­raus­ra­gen­den Ensem­ble im Stil des Neuen Bauens und sein­er grü­nen Umge­bung. Abends ist die gläserne Turm­spitze far­big beleuchtet.

Dom mit dem Hun­dert­wasser­bau “Die Grüne Zitadelle” © Magde­burg Mar­ket­ing, Andreas Lan­der

Der ganz beson­dere architek­tonis­che Höhep­unkt aus der Gegen­wart ist die von Frieden­sre­ich Hun­dert­wass­er ent­wor­fene Grüne Zitadelle. Fer­tiggestellt wurde sie im Jahr 2005. Es han­delt sich dabei um das let­zte Pro­jekt, an dem Hun­dert­wass­er vor seinem Tod gear­beit­et hat. Die Grüne Zitadelle umschließt zwei Innen­höfe, im größeren gibt es einen Spring­brun­nen. Der Name des Baukom­plex geht auf das gras­be­wach­sene Dach und die Bäume im und am Gebäude. Im Erdgeschoss befind­en sich mehrere Läden, ein Café und ein Restau­rant. Unter anderem ste­ht hier in der „Infor­ma­tion in der Grü­nen Zitadelle“ auch das orig­i­nale Bau­mod­ell. Im Gebäude befind­et sich neben 55 Woh­nun­gen auch ein The­ater und ein ART-Hotel.

Aschersleben — die älteste Stadt Sachsen-Anhalts

Die Inter­na­tionale Bauausstel­lung, die Lan­des­garten­schau 2010 und nicht zulet­zt über 20 Jahre Stadt­sanierung haben dem his­torischen Asch­er­sleben neues Leben einge­haucht. Ver­woben mit Architek­tur des 21. Jahrhun­derts macht diese beson­dere Mis­chung Asch­er­sleben heute so sehens- und liebenswert.

Fol­gen Sie den aus­geschilderten Routen rund um die Stadt­be­fes­ti­gung, durch die Gärten und Parks oder quer durch die Alt­stadt mit ihren wertvollen Architek­tur­denkmalen. Rund um die Alt­stadt an einem grü­nen Prom­e­naden­ring erheben sich die Türme der früheren Stadt­be­fes­ti­gung und wenige Meter weit­er am Eine-Flüss­chen lock­en die ehe­ma­li­gen Parks der Lan­des­garten­schau 2010, die seit­dem zu den „Gar­ten­träu­men“, den his­torischen Parks in Sach­sen-Anhalt, gehören. Die architek­tonis­che Vielfalt von der Gotik über Fach­w­erk­baut­en, Barock, Renais­sance, Jugend- und Heimat­stil von Hans Heck­n­er bis hin zu mod­ern­er Architek­tur des 21. Jahrhun­derts ver­lei­hen der Alt­stadt ihr beson­deres Erschei­n­ungs­bild und machen Lust zum Flanieren. Das Wahrze­ichen der Stadt, die 500 Jahre alte St. Stephanikirche, hat ihre Türen für Besuch­er geöffnet und am Markt beein­druckt das Rathaus mit seinen Giebeln und Tür­men aus drei Jahrhun­derten. Ein Juwel mit­ten in der Alt­stadt ist der Graue Hof – ältester Pro­fan­bau der Stadt und jet­zt Kul­turzen­trum mit gas­tronomis­chen Ange­bot.

Grafik­s­tiftung Neo Rauch © Asch­er­sleben Kul­tur­anstalt (AKA) AöR

Ein beson­der­er Tipp für Kun­stin­ter­essierte: Im Riegel­bau des Beste­horn­parks ist das grafis­che Werk des in Leipzig gebore­nen und in Asch­er­sleben aufgewach­se­nen Malers Neo Rauch zu sehen. Mit der Ini­ti­ierung der Grafik­s­tiftung hat er seine Heimat­stadt zu ein­er Attrak­tion in der Kunst­welt gemacht. Mit der 2012 gegrün­de­ten Stiftung ist die Möglichkeit gegeben, das grafis­che Werk des Kün­stlers, das seit 1993 ent­standen ist, aus­führlich und schw­er­punk­t­mäßig zu präsen­tieren. Es wird außer­dem je ein Exem­plare aller zukün­ftig entste­hen­den grafis­chen Werke in den Bestand der Stiftung einge­hen. Schon im Juni 2012 kon­nte die Stiftung ihre Räume im Bil­dungscam­pus, ein architek­tonisch her­raus­ra­gen­der Baukom­plex auf dem Gelände von einst Europas größter Papi­er- und Druck­fab­rik beziehen.

Weltkulturerbe-Stadt Quedlinburg

Auch Quedlin­burg, eine der touris­tis­chen Haup­tat­trak­tio­nen in Sach­sen-Anhalt, bietet Kun­st­genuss aus der Bauhaus-Zeit. Die Lyonel-Feininger-Galerie ist ein Muse­um und Ausstel­lung­shaus für die Kun­st des 20. Jahrhun­derts und der Gegen­wart. Sie ist dem Werk Lyonel Feiningers, der mit seinem „Pris­mais­mus“ einen eige­nen Stil schuf und als 40-Jähriger erster Meis­ter am Bauhaus wurde, gewid­met und ver­fügt mit der Samm­lung des Bauhäuslers und Quedlin­burg­ers Her­mann Klumpp, die sich als Dauer­lei­h­gabe in der Lyonel-Feininger-Galerie befind­et, über einen der weltweit bedeu­tend­sten Bestände an Druck­grafiken Feiningers. Zahlre­iche Aquarelle und Zeich­nun­gen sowie einige Fotografien und Objek­te von Feiningers Hand bere­ich­ern den Bestand. Vom 25. Mai bis 2. Sep­tem­ber wer­den hier neben der Dauer­ausstel­lung zwei attrak­tive Son­der­ausstel­lun­gen geboten: „Die Feiningers. Ein Fam­i­lien­bild am Bauhaus“ untern­immt erst­mals den Ver­such, den kün­st­lerischen Auf­bruch der Mod­erne am Beispiel ein­er Kün­stler­fam­i­lie sicht­bar zu machen. „rot, gelb, blau. Das Bauhaus für Kinder“ — hier kön­nen nicht nur Kinder an einzel­nen Sta­tio­nen exper­i­men­tieren und sich aus­pro­bieren.

Die größte Sehenswürdigkeit in Quedlin­burg ist die Stadt selb­st. Auf ein­er Fläche von gut 80 ha drän­gen sich über 2000 malerische Fach­w­erkhäuser. Wie in einem bun­ten Bilder­buch lässt sich an den oft reich geschmück­ten Fas­saden die Entwick­lung dieser Bauweise über acht Jahrhun­derte able­sen. Mit diesem ein­ma­lig geschlosse­nen his­torischen Stadt­bild ste­ht Quedlin­burg in der ersten Rei­he deutsch­er Fach­w­erk­städte und wurde 1994 in die UNESCO — Wel­ter­beliste der schützenswerten Kul­turgüter aufgenom­men.

Bernburg — ein weiteres Juwel in Sachsen-Anhalt

Schloss Bern­burg mit dem Eulen­spiegel­turm, die liebevoll sanierte Alt­stadt mit vie­len Sehenswürdigkeit­en – dem Carl-Maria-von-Weber-The­ater, dem Rathaus mit der bekan­nten Blu­menuhr und der geografisch — astronomis­chen Kun­stuhr, der Fürsten­gruft mit prachtvollen Sär­gen der­er zu Anhalt — Bern­burg begeg­nen den Gästen bei ihrem Bum­mel durch die Stadt.

Zick­za­ck­hausen, PMF8323 © Ingo Got­tlieb (Halle/Saale)

Mit der MS „Saale­fee“, dem vol­lk­li­ma­tisierten Fahrgastschiff geht es durch den Natur­park „Unteres Saale­tal“. Land­schaftlich ist die Umge­bung von Bern­burg durch das Harzvor­land und die Saaleauen geprägt. Bern­burg (Saale) liegt an der „Straße der Romanik“, am „Blauen Band“ und am Luther­weg sowie an der „Grand Tour der Mod­erne“ Sach­sen-Anhalt. Hier ist als her­raus­ra­gen­des Bauw­erk der Mod­erne die in der Tra­di­tion der Garten­städte 1928/1929 gebaute Sied­lung „Zick­za­ck­hausen“ sehenswert. Von den Architek­ten und Stadt­plan­ern Leopold Fis­ch­er und Leberecht Migge, einem Schüler des Wieners Adolph Loos, konzip­iert, ist diese Sied­lung am nördlichen Stad­trand von Bern­burg am Rande eines großen Kalk­a­b­bau-Tage­bauge­bi­ets zu find­en. Den Namen ver­dankt sie den um 90 Grad gedreht­en und ver­set­zt ange­ord­neten Baukör­pern. Visionäre Ideen der Selb­stver­sorgung in den großen zu den Eigen­heimen gehören­den Gar­te­nan­la­gen und zur Mül­lver­mei­dung ver­suchte man hier bere­its inno­v­a­tiv umzuset­zen.

Die über­re­gionalen Rad­wan­der­wege Europarad­weg R1, der Saale – Rad­wan­der­weg und der Luther­weg sowie zahlre­iche regionale Rundwege queren die Stadt und machen den Besuch Bern­burg lohnend.

Quel­lenangaben:

  • Albin­müller­turm: Magde­burg Mar­ket­ing, www.magdeburger-platte.de
  • Her­mann-Beims-Sied­lung: Magde­burg Mar­ket­ing, Con­rad Engel­hardt
  • Dom mit dem Hun­dert­wasser­bau “Die Grüne Zitadelle”: Magde­burg Mar­ket­ing, Andreas Lan­der
  • Grafik­s­tiftung Neo Rauch: Asch­er­sleben Kul­tur­anstadt (AKA) AöR
  • Zick­za­ck­hausen: PMF8323, Ingo Got­tlieb (Halle/Saale)
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