Eine sehr per­sön­liche Recherche zur peru­anis­chen Fam­i­liengeschichte.

Diese als Roman beze­ich­nete Lebens­geschichte der Peru­aner­in Gabriela Wiener ist sehr pri­vat, schon zu pri­vat: Die ero­tis­chen Erleb­nisse und Ver­hält­nisse sind wed­er faszinierend noch von all­ge­meinem Inter­esse. Auf­schlussre­ich sind hinge­gen die geschilderten Bezüge zu ihrem Urur­groß­vater Charles Wiener, der 1876/77 eine Expe­di­tion nach Peru und Bolivien unter­nahm und darüber in Frankre­ich einen ein­drucksvollen Bericht veröf­fentlichte. Nur seine falsch gewählte Reis­eroute ver­hin­derte, dass er Machu Pic­chu deut­lich vor Hiram Bing­ham wieder ent­deckt hat. Er brachte vier­tausend präkolumbian­is­che Objek­te mit, die noch heute in einem eige­nen Saal im eth­nol­o­gis­chen Musée du quai Bran­ly in Paris gezeigt wer­den. Diese zurecht heute als Grabräu­berei anzuse­hende ange­bliche Forschungsmis­sion und Charles Wiener ten­den­ziell ras­sis­tis­che Attitüde schildert Gabriela Wiener tre­f­fend als Aus­druck der kolo­nial­is­tis­chen Ver­hält­nisse und Ein­stel­lun­gen im 19. Jahrhun­dert.

Gabriela Wiener: Unent­deckt, 192 Seit­en, geb., Kanon Ver­lag, Berlin 2025,ISBN 978–3‑98568–165‑5, 22 €