Vielen ist nicht bewusst, dass es in Berlin zahlreiche, sehenswerte Jugendstil-Bauten gibt. Auch der Autorin Johenning, die vor diesem Buch Reise- und Architekturführer über St. Petersburg, Moskau, Kiew, Tbilissi und Baku verfasst hatte, immer mit Jugendstil-Bauten im besonderen Fokus. Erst die Corona-Pandemie brachte sie dazu, in Berlin nach Häusern in Jugendstil-Architektur zu suchen. Sie ist fündig geworden und hat jetzt einen sehr überzeugenden Führer dazu vorgelegt und zeichnet wohl auch für die eindrucksvollen Fotografien verantwortlich (in ihrem Vorwort gibt es dazu lediglich eine Andeutung). 70 Bauten, sowohl im Originalzustand aus der relativ kurzen Zeit der Jugendstil-Architektur von 1900 bis 1906 als auch in rekonstruierter Form, stellt sie vor. Die schon in den 1920er Jahren einsetzende, dann in den 1950er Jahren umfassende Mode, gar Pflicht zur „Entstuckung“ ist danach zum Teil wieder rückgängig gemacht worden. So können jetzt die großartigen Fassadengestaltungen von der Autorin abwechslungsreich und gründlich recherchiert beschrieben werden. Die Baubeschreibungen wechseln mit zahlreichen Motiv-Erläuterungen ab, auch werden Informationen zu den Bauherren und Architekten gegeben. Selbst ein Interview mit einem für zahlreiche beispielhafte Fassadenrenovierungen in Berlin verantwortlichen Restaurateur im Stuckateur-Handwerk enthält dieses sehr informative Buch, das zu reizvollen Spaziergängen mit geschärften Blick auf Gebäudefassaden anregt.
Johenning, Heike Maria: Fassadendämmerung – Berliner Jugendstil, 292 Seiten, zahlreiche Farbfotografien, Ammian Verlag, Berlin 2023, ISBN: 978–3‑948052–56‑0, 28 €