Die Kriminalromane um Kommissar Gereon Rath, die mit diesem zehnten Band ihren Abschluss finden, sind vor allem deshalb sehr lesenswert, weil sie nicht nur spannende Handlungen, treffende Personen- und Milieubeschreibungen bieten, sondern Zeitpanoramen bieten, deutsche Zeitgeschichte erlebbar machen. Überwiegend spielen die Romane in Berlin, das kenntnisreich und pointiert geschildert wird („Stadt voller ungehobelter Egoisten…“ S. 134). Die Buchreihe begann zum Ende der Weimarer Republik und endet jetzt mit der aus mehreren Perspektiven geschilderten Pogromnacht November 1939, der erste Höhepunkt der Judenverfolgungen. Das Wesen des NS-Terrorsystem wird in fast allen Begegnungen und Handlungssträngen des Romans erlebbar, insofern ist er keine angenehme Lektüre, wenn auch seltene Glücksmomente (wie das Leben in Adenauers Familie oder die Freundschaft Friedrichs mit einem Jungen aus jüdischer Familie) geschildert werden und manche besonders brutale NS-Amtsträger gerächt werden. Volker Kutschers Romane bilden die Grundlage für die Kultserie „Babylon Berlin“. Die Sky- und ARD-Serie gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Fernsehproduktionen, ist aber weit reißerischer, entfernt sich oft von den so gelungenen Romanvorlagen.
Volker Kutscher: Rath, 624 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag Piper Verlag, München, Oktober 2024, EAN 978–3‑492–07410‑0, 26.00 €.