„Berliner Gräber, die es in sich haben“

Dieser neue Berliner Friedhofführer regt an zum Besuch besonderer Gräber, sei es von der Gestaltung oder von der Bedeutung der dort Bestatteten her gesehen. Herausragende Farbfotos geben die Stimmung einiger der rund 200 Berliner Friedhöfe wieder, profunde Texte vermitteln Lebensbilder Berliner Persönlichkeiten. Das Buch legt somit nicht eine Übersicht der Berliner Friedhöfe vor, auch wird keine wünschenswerte Darstellung der kunsthistorisch bedeutenden Grabstätten geboten. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei den Lebensgeschichten der Bestatteten, bietet so einen Spiegel Berliner Kulturgeschichte. Leider wird die Grabmalkultur zunehmend eine Erscheinung der Vergangenheit, denn „heute werden in Berlin rund 78 Prozent aller Toten eingeäschert und davon etwa die Hälfte anonym in Urnengemeinschaftsanlagen beigesetzt.“ (S. 8) Friedhofsverwaltungen räumen rigoros Grabflächen, sobald Liegefristen abgelaufen sind. Selbst die Anzahl der vom Berliner Senat finanzierten Ehrengräber wird zunehmend reduziert. „So werden beispielsweise die Maler Carl Blechen und Antoine Pesne gemeinsam mit mehreren hundert weiteren ehemaligen ‚Ehrentoten‘ nicht mehr auf diese Art ausgezeichnet“. Immerhin stehen 79 Berliner Friedhöfe als Ganzes unter Denkmalschutz.

Dietmar Strauch: Berliner Gräber, die es in sich haben, edition progris, Berlin 2021, 216 Seiten, s/w und Farb-Abb.en, ISBN: 9783887770549, 18 €

VON DR. JÖRG RAACH

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