Das Schicksal des Juristen Gustav Herzfeld In Potsdam wurde 2008 erst relativ spät mit der Verlegung von „Stolpersteinen“ begonnen, um an das Schicksal ihrer sukzessive entrechteten, ausgeplünderten und schließlich ermordeten jüdischen Mitbürger zu erinnern. „2017 wurde ein Stolperstein für Gustav Herzfeld verlegt. Es war der 30. Stein in Potsdam, den der Künstler Gunter Demnig persönlich…
Schlagwort: Biografie
Anschauliche Industriegeschichte
Dieses gewichtige Werk des Autorenpaars Andreas Bödecker und Helga Tödt ist eine anregende Lektüre. Es verbindet die systematische Darstellung der entscheidenden, die Industrialisierung Preußens antreibenden Erfindungen und technischen Weiterentwicklungen mit einfühlsam erzählten Biographien (überwiegend von Helga Tödt verfasst). Achtzehn Lebensbilder von teils berühmten, teils weniger bekannten Männern und Frauen werden sehr kenntnisreich dargestellt. Gerade das…
„Café Schindler“
„Meine jüdische Familie, zwei Kriege und die Suche nach Wahrheit“Der Untertitel dieses außergewöhnlich lesenswerten Buches von Meriel Schindler gibt sehr treffend den Inhalt an: die faszinierende Recherche einer Londoner Anwältin zur Klärung ihrer weit verzweigten jüdischen Familiengeschichte. Als ihr Vater 2017 stirbt, beschließt Meriel Schindler den Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Ausgehend von Fotos…
Ein Wegbereiter aus Potsdam
Preußens Kultur- und Wirtschaftsgeschichte, mitreißend dargestellt in der Biographie Ludwig Jacobs Marianne Ludes, die Autorin dieser Biographie, hat mit ihrem Mann die Turmvilla Jacobs‘ am Potsdamer Jungfernsee wieder aufgebaut. Dies ist schon sehr verdienstvoll, zumal dieses vom königlichen Architekten Stüler entworfene Bauwerk prägend für die Potsdamer Kulturlandschaft ist und jetzt auch zu Weinfesten der Öffentlichkeit…
„… es kommt aber darauf an, die Welt zu verändern“
Was hat eigentlich die Protagonistin in Zora del Buonos Roman „Die Marschallin“ mit der roten Zora aus dem Jugendbuch von Kurt Held gemeinsam? Die rote Zora als Gefährtin im Geiste Die rote Zora ist bekannt aus dem Jugendbuch „Die rote Zora und ihre Bande“. Zusammen mit einer Gruppe von Waisenkindern schlägt sie sich in einem…
Beeindruckende Biographien aus nächster Nähe
Tobias Engelsing hat eine beeindruckende Biografie seines Vaters Herbert vorgelegt, die spannend zu lesen und umfassend recherchiert am persönlichen Erleben Zeitgeschichte von der Weimarer Republik bis in die Restauration der 50er Jahre spiegelt, eine „anschauliche Nahaufnahme des gewalttätigen 20. Jahrhundert“ (so der Autor im Nachwort, S. 401) vermittelt. Als Jurist und Produzent bei der Tobis…
Von den Müttern unserer Väter
Der Schauspieler August Zirner und seine Tochter Ana erzählen in diesem Buch sehr einfühlsam die Lebensgeschichte ihrer jeweiligen Großmütter. Obwohl sich die etwas komplizierten, internationalen Verwandtschaftsverhältnisse erst nach und nach dem Leser erschließen, ist das Buch sehr abwechslungsreich und vermittelt Lebenseinsichten, bildet im persönlichen Erleben die Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab….
Walter Gropius – eine kritische Biographie
Diese Gropius-Biographie des Münchner Architekturhistorikers Nerdinger (Verfasser des ersten umfassenden Werkkatalogs von Walter Gropius) ist im Gegensatz zu den bisherigen Veröffentlichungen (Isaac: distanzlos verklärend, Polster: negativ überzeichnend) aufgrund der intensiven Dokumenten-Studien sehr sachkundig und dabei fundiert kritisch. Gropius‘ Selbststilisierungen und -überhöhungen, seine Arbeitsweise und Widersprüchlichkeit und menschlichen Schwächen, selbst seine antisemitischen Äußerungen (S. 98/99) werden…
Zu Besuch bei Prager deutschen Schriftstellern
Die moderne Literaturwissenschaft hat für das Werk bestimmter Autoren die Bezeichnung „Prager deutsche Literatur“ eingeführt. Diesen Autoren ist es gemeinsam, dass sie Ende des 19. Jahrhunderts in Prag geboren wurden und größtenteils jüdisch waren. Sie führten ein Leben in drei Welten: in der tschechischen, der deutschen und in der jüdischen Kultur. Das Zusammentreffen dieser Kulturen…
Im Gespräch mit György Konrád
György Konrád schreibt im Vorwort seines neu erschienenen Werkes: „Ich mag Bücher, bei denen man nach jedem Satz eine Pause einlegen muss.“ Unter dem Titel „Gästebuch. Nachsinnen über die Freiheit“ ist es im Suhrkamp-Verlag erschienen. Wer Konráds Anspruch teilt, muss dieses Buch mögen. An diesem Mittwoch stellte der Autor es im Max-Liebermann-Haus vor. Zur Einführung sinnierte…