Spät lieben gelernt – Ein sehr persönlicher Lebensrückblick
Die Autorin, Journalistin, Feministin und Übersetzerin blickt mit 80 Jahren in diesem sehr persönlichen Lebensbericht auf ein bewegtes Leben zurück, das aufgrund der jüdischen Herkunft ihrer Familie mütterlicherseits voller Dramatik ist. Aber ohne den Hinweis des Verlages auf der Titelseite „Von der Autorin des Weltbestsellers Aimée & Jaguar“ wäre die Autorin für die meisten Leser gänzlich unbekannt. Deshalb war die Erwartung nicht unberechtigt, mehr über die Arbeit an diesem 1994 erschienenen Buch zu erfahren, das auch über seine Verfilmung vielen ein Begriff ist. War es wirklich ein Weltbestseller (zumindest die deutsche Version ist nicht leicht lesbar, da sie mehr einer Dokumentencollage gleicht), lag die Verfilmung nah am wirklichen Geschehen – der Liebesgeschichte zwischen einer Nazi-Mitläuferin und der im Berliner Untergrund lebenden jungen Jüdin Felice Schragenheim? Dies bleibt unbeantwortet. Aber davon abgesehen ist dieser mit zahlreichen Fotos aus dem Privatarchiv der Autorin bebilderte Lebensbericht sehr lesenswert, sehr reflektiert wird über ihre Eltern berichtet, die nach Großbritannien emigrieren konnten, wo die Autorin geboren wurde und aufwuchs. Die Familie kehrte 1947 nach Österreich zurück, die Autorin lebte in Wien und Köln, auch oft in Frankreich und Italien und jetzt schon seit längerer Zeit in Berlin. Sie schreibt in ihrem Vorwort treffend: „Mir wurde bewusst, dass mein Leben – knapp vor Ende des Zweiten Weltkriegs begonnen – geeignet ist, in der Kapsel meiner unbedeutenden Person die großen Themen des 20. Jahrhunderts z illustrieren.“ (S. 8)
Erica Fischer: Spät lieben gelernt – Mein Leben, 224 Seiten, Berlin Verlag, Berlin/München 2022,Hardcover mit Schutzumschlag, EAN 978-3-8270-1472-6, € 22,00
VON DR. JÖRG RAACH