Das Schicksal des Juristen Gustav Herzfeld
In Potsdam wurde 2008 erst relativ spät mit der Verlegung von „Stolpersteinen“ begonnen, um an das Schicksal ihrer sukzessive entrechteten, ausgeplünderten und schließlich ermordeten jüdischen Mitbürger zu erinnern. „2017 wurde ein Stolperstein für Gustav Herzfeld verlegt. Es war der 30. Stein in Potsdam, den der Künstler Gunter Demnig persönlich in das Pflaster auf dem Gehweg vor dem Haus in der Potsdamer Straße 60 in Potsdam-Bornim einließ.“ (S. 200) Diese Erinnerung an das Schicksal des Rechtsanwalts Gustav Herzfeld wird jetzt ergänzt durch ein eindrucksvolles, bestens bebildertes und recherchiertes Buch, das von zwei seiner Großneffen mit herausgegeben und mitverfasst wurde. Es zeichnet den Lebensweg des in New York geborenen Gustav Herzfeld auf (sein Vater musste aufgrund seiner Beteiligung an der Revolution 1848 auswandern), sein Bekenntnis zum christlichen Glauben, sein Engagement als Jurist und schließlich unter der NS-Terrorherrschaft seine Entrechtung, Enteignung und Zwangsverschickung in das Durchgangslager Theresienstadt, wo er unter den furchtbaren Bedingungen dort starb. Besonders beeindruckend ist in diesem Buch zudem die Schilderung des Schicksals von Verwandten Herzfelds, ihr tagelange Transport in Viehwaggons in Städte des besetzten Osteuropas, ihre Ermordung nach der Ankunft. Dieses Buch ist ein weiteres Zeugnis der immer wichtig bleibenden Erinnerung an diese schrecklichen deutschen Verbrechen.
Simon Kuntze/Sascha Topp (Hg.): „Ich hoffe auf baldigen Umbruch…“ – Der Jurist Gustav Herzfeld und seine Familie, New York – Berlin – Potsdam – Theresienstadt, 248 Seiten, Hardcover, 79 Abb.en, vbb Verlag, Berlin 2022, 978-3-96982-056-8 24,00 € (D)
VON DR. JÖRG RAACH