Selbst für Berlin-Kenner gibt es in dem Buch „Verborgenes Berlin“ vieles zu entdecken. Der Verleger Thomas Jonglez, er veröffentlichte schon 60 Reiseführer, darunter zehn auf Deutsch, ist wie die drei Autoren dieses Reiseführers nicht in Berlin aufgewachsen. Es zeigt sich, dass der Blick von außen den Zugang zu Berlins Besonderheiten erleichtert. 200 besondere Orte werden vorgestellt, dabei sind die Abbildungen essentiell, allerdings sind sie sehr unterschiedlich und fehlen an manchen Stellen: der sehr sehenswerte Gerichtspalast in der Littenstraße wird auf einer Doppelseite gezeigt, Gemälde in einem Kreuzberger Wohnhaus (S. 118) und die Granitschale im Lustgarten (S. 54), auf die der Leser im Text neugierig gemacht wurde, bleiben gänzlich nicht illustriert. Schon die Titelabbildung bleibt rätselhaft und nicht erläutert: was hat ein großes „S“ mit Berlin zu tun? Erst bei der Lektüre auf Seite 250 erkennt man das Titelbild als Hinweis auf das „Buchstabenmuseum“ wieder. Aber dies schränkt den Wert des Buches nur wenig ein. Die Erläuterungen zu den Objekten sind sehr sachkundig, voller Detailinformationen, gehen auch ausführlich auf häufig übersehene Zeugnisse der Berliner Industriekultur ein (insbesondere auf Julius Pintsch und das Daimon Museum).
Wolf, Tom/Roy, Manuel/Sassi, Roberto: „Verborgenes Berlin“, Jonglez Verlag, Berlin 2020, 464 Seiten, 19,50 Euro, ISBN 9782361953713.
VON DR. JÖRG RAACH