Der Schauspieler August Zirner und seine Tochter Ana erzählen in diesem Buch sehr einfühlsam die Lebensgeschichte ihrer jeweiligen Großmütter. Obwohl sich die etwas komplizierten, internationalen Verwandtschaftsverhältnisse erst nach und nach dem Leser erschließen, ist das Buch sehr abwechslungsreich und vermittelt Lebenseinsichten, bildet im persönlichen Erleben die Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab. Immer wieder können die beiden Autoren so der geschilderten Geschichtsvergessenheit entgegen wirken. Sie blicken nach Wien, in die Zeit zwischen den Weltkriegen. Ella Zirner-Zwieback leitet das noble Modekaufhaus „Maison Zwieback“ in der Kärntnerstraße. Sie gilt als Grand Dame des Wiener Großbürgertums. Gleichzeitig lebt dort auch das Mädchen Laura Wärndorfer. Die Stoffe der Spinnerei von Lauras Vater werden in Ellas Kaufhaus verarbeitet. Die beiden Damen begegnen sich jedoch erst viel später, im Jahr 1942 in New York. Laura hat Ellas Sohn Ludwig geheiratet, Musikprofessor und August Zirners Vater. Beide hatten aufgrund ihrer jüdischen Familien emigrieren müssen. Ella kehrt im Gegensatz zu ihrer Schwiegertochter nie mehr nach Österreich zurück. Ihr Restitutionsantrag scheitert trotz jahrelangem Bemühen.
Zirner, Ana/Zirner, August: Ella und Laura – Von den Müttern unserer Väter, 352 Seiten, s/w Abb.en, Hardcover mit Schutzumschlag, Piper Verlag, München 2021, 978-3-492-07040-9, 22,00 € (D)
VON DR. JÖRG RAACH UND JULIA KRATZER