„Happy in Berlin?“

Englische Autor*innen berichten aus den 1920er und 30er Jahren in Berlin

Dieser zweisprachige und reich bebilderte Begleitband zu einer gleichnamigen Ausstellung im Literaturhaus Berlin geht den vielfältigen Spuren zahlreicher Autor*innen nach, die in Briefen, Romanen, Memoiren, Reiseführern und Tagebüchern aus Berlin berichteten. Vor allem Christopher Isherwood ist weltweit für seine Berlin-Bücher bekannt, die als Vorlage für das Musical und den Film Cabaret dienten. Auch seine später bekannt gewordenen Freunde W. H. Auden und Stephen Spender vermittelten ein Berlin-Bild, das als Mythos Babylon, als Hotspot der 1920er Jahre noch heute seine Faszination ausübt. Aber es gab auch zahlreiche Schriftstellerinnen aus England, die aus Berlin berichteten. Zum Beispiel Alix Strachey, für die Berlin als eine der zentralen Orte der Psychoanalyse entscheidend war. Das Berliner Psychoanalytische Institut war wie das Institut für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld eine internationale Begegnungsstätte. Auch die Theater- und Filmlandschaft genoss internationalen Ruf.

Das begleitende Buch ist im Wallstein Verlag erschienen

„Links- wie rechtsgerichtete Beobachterinnen zeigten sich beeindruckt von der Stadt. Eines haben ihre Reaktionen allerdings gemein. Sie zeigen, dass englische Schriftstellerinnen in Berlin mit neuen Ideen, Lebensentwürfen und Kunstformen in Kontakt kamen, die Neugier und starke Emotionen in ihnen weckten.“ (S.19) Diese Faszination dauert an. 2020 gab es in London mehrere Ausstellungen zur Kultur der Weimarer Republik. Pop-Gruppen wählen gerne Berliner Sujets. Auch neuere Romane englischer Autorinnen sind im Berlin der 1920er und 1990er Jahre angesiedelt. Insofern bietet dieses höchst interessant geschriebene Buch auch zahlreiche Anregungen für weitergehende Lektüre.

Stedman, Gesa/Evangelista, Stefano: Happy in Berlin? – English Writers in the City, The 1920s and Beyond | Englische Autor*innen der 1920er und 30er Jahre, 228 S., 45 z.T. farb. Abb., brosch., Wallstein Verlag, Göttingen 2021, ISBN 978-3-8353-3987-3, 20 €

VON DR. JÖRG RAACH UND JULIA KRATZER