Eine Agentengeschichte mit sehr realem Hintergrund

Dieser Roman fasziniert – nicht nur weil er voller Dramatik und unerwarteter Wendungen ist und darüber hinaus sehr treffend Orte und Personen der NS-Zeit sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit beschreibt, sondern vor allem weil er reale zeithistorische Abläufe und das Agieren prägender Persönlichkeiten in die Romanhandlung einfließen lässt. Beglaubigt von einem Historiker des BNDs und belegt durch ein Nachwort des Autors werden die Verbrechen der NS-Diktatur vor Augen geführt, aber auch Informationen zur Zusammenarbeit von US-Firmen mit den Nazis vor und während des 2. Weltkriegs gegeben.

Zur Handlung: Paula Bloom kehrt nach ihrer Ausbildung in Camp Ritchie (Maryland, USA) als amerikanische Besatzungsoffizierin in ein zerstörtes und gebrochenes Deutschland zurück, das sie vor neun Jahren über Nacht verlassen hatte. Als Tochter eines amerikanischen Geschäftsmannes führte sie im Berlin der Nazizeit ein Leben im goldenen Käfig. Prägend ist ihre Aufgabe als Geheimdienstmitarbeiterin. Sie soll die Glaubhaftigkeit eines Meisterspions überprüfen und stößt dabei auf das Wirken ihres Geliebten als SS-Gewaltverbrecher.

Andreas Pflüger: Ritchie Girl, Roman, 464 Seiten, ISBN 978-3-518-43027-9; Suhrkamp Verlag, 1. Auflage, 24,00 € (D)

VON DR. JÖRG RAACH UND JULIA KRATZER