Ab 1903 entstand im Potsdamer Stadtteil Neu-Babelsberg direkt am Griebnitzsee eine Villenkolonie. Hier wirkten bekannten Architekten wie Ludwig Mies van der Rohe und Alfred Grenander, hier lebten einflussreichen Bankiers wie Jakob Goldschmidt und Franz Urbig, mit der Ansiedlung der Ufa-Filmstudios im Süden der Villenkolonie bekannte Filmstars, schließlich waren hier die Teilnehmer der Potsdamer Konferenz im Juli/August 1945 untergebracht. Danach wurden diese Villen von städtischen Einrichtungen und der Filmhochschule, auch von den DDR-Grenztruppen genutzt. Die Gärten am Ufer zur Grenzbefestigung ausgebaut. Der vorliegende reich illustrierte Band ist das erste umfassende Werk zur Geschichte der Villenkolonie, er enthält eine Fülle von historischen und aktuellen Fotografien und Zeichnungen sowie viele bislang unveröffentlichte persönliche Dokumente. Im Schicksal der Villenbewohner spiegelten sich die Umbrüche, die Unmenschlichkeiten des 20. Jahrhunderts.
In diesem sehr lesenswerten Buch fehlt leider eine Karte zur Orientierung, 14 Villen (auch zwei inzwischen nicht mehr vorhandene Bauten) werden bauhistorisch und vom Schicksal ihrer Bewohner her präsentiert. Warum gerade diese, warum nicht andere Villen wie die von Quandt und Gugenheim?
Der Autor wird als Kunsthistoriker und Rechtsanwalt vorgestellt. Es ist anzunehmen, dass er für jetzige Besitzer der Villen tätig war, polemisiert er doch vehement gegen die Absicht der Stadt Potsdam, den ehemaligen Mauerstreifen als Uferweg zu nutzen. Ein durchaus nachvollziehbares Ziel zur Erinnerung an die deutsche Teilung, auch zur Erfassung dieser so eindrucksvollen Architekturdenkmale am Griebnitzsee.
Christoph Partsch: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück – Die Villen am Griebnitzsee und ihre Geschichte, 160 Seiten mit zahlreichen Abbildungen in Farbe und s/w, gebunden, Elisabeth Sandmann Verlag, München 2021, ISBN 978-3-945543-86-3 , 48,00 €
VON DR. JÖRG RAACH