Westöstliche Begegnung in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts
Wer war Rembrandt?
Rembrandt Harmenszoon van Rijn, geboren am 15. Juli 1606 in Leiden und verstorben am 4. Oktober 1669 in Amsterdam, lebte und arbeitete im so genannten „goldenen Zeitalter“ des 17. Jahrhunderts und träumte vom Orient. Das zeigt sich in den gezeigten Bilder von Rembrandt, seinen Schülern und Zeitgenossen.
Eine neue Welt, ein neues Lebensgefühl
Spanier, Portugiesen, Niederländer und Briten eroberten die Welt, gründeten Kolonien, raubten Gold und Sklaven. Zugleich entwickelten sich die Ideen der Toleranz und der Menschenrechte. Angetrieben von den Veränderungen der kleinen Eiszeit wurden die Kaufleute die Agenten der ersten Globalisierung. Amsterdam, im 16. Jahrhundert eine kleine, unbedeutende Stadt stieg mit dem Handel von Getreide und Wolle zum Handelszentrum auf.

Es war auch das goldene Zeitalter der Malerei in den Niederlanden. Es gab mehr Malerwerkstätten als Bäckereien. Zehntausende Bilder wurden jährlich gemalt und überwiegend auf der Straße zum Kauf angeboten.
In dieser Zeit entstand auch eine neue Sicht auf die Welt, die Fremden und das Fremde ging einher mit einem neuen Lebensgefühl.
Der Zauber des Orients
Das berühmteste Gemälde der Ausstellung stammt von Rembrandt und heißt „Simson, an der Hochzeitstafel das Rätsel aufgebend“. Die Männer lagern auf kostbaren Stoffen, tragen Turbane und edle Kleider. Genau so, wie sich Europa den Orient vorgestellt hat.

Der Orient aber blieb für die Maler wie auch für die Allermeisten weit entfernt und unerreichbar.
Für jemanden, der sein Heimatland anscheinend niemals verlassen hat, verfügte Rembrandt über einen erstaunlich grenzenlosen Horizont. Als Künstler, Sammler und Bürger kam er mit Kunstwerken, Gebrauchsgegenständen und Menschen aus allen Teilen der damals bekannten Welt in Kontakt. Rembrandts Neugierde auf alles Fremde und sein unstillbarer Appetit als Sammler waren schon zu seinen Lebzeiten legendär und inspirierte ihn auf einzigartige Weise in seinem Schaffen.
Aktuell und sehenswert
Handel und Krieg, Sammeln und Forschung, Echtheit und Klischee, nach diesen Themen ist die spektakulär schöne Ausstellung geordnet. Sie zeigt, wie eurozentrisch damals der Blick auf fremde Kulturen war. Vor dem Hintergrund der Themen unserer Zeit wie Pandemie, Klimawandel und weiterer gesellschaftlichen Debatten eine sehr aktuelle und sehr lohnende Ausstellung.
Leider aber nicht für alle live. Mit 680 Besucher am Tag ist das Kontingent coronabedingt sehr begrenzt. Tickets gibt es nur online und immer drei Tage im Voraus.
Nutzen sie deshalb die Onlineangebote unter www.museum-barberini.de/de/kalender/

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum Basel und wurde dort schon vom 31.10.2020–14.02.2021 präsentiert.
Im Barberini ist sie vom 13. März bis 27. Juni 2021 zu sehen.
Coverbild: Rembrandt Harmensz van Rijn: Büste eines alten Mannes mit Turban, um 1627-29 © The Kremer Collection
VON BERND WEINREICH